Einblick (463)

H. Frank Taffelt, Zeichner und Psychoanalytiker

■ H. Frank Taffelt, 1955 geboren in Bautzen, hat an der Humboldt-Universität in Berlin Klinische Psychologie studiert. Seit 1980 zeichnet er. Den niedergelassenen Psychoanalytiker muss man sich mit dem Kugelschreiber in der Hand vorstellen, denn das pragmatische Schreibinstrument ist auch sein künstlerisches Hauptwerkzeug.

taz: Welche Ausstellung in Berlin hat Sie/dich zuletzt an- oder auch aufgeregt? Und warum?H. Frank Taffelt: Franz Erhard Walthers unkomplizierte, geradlinige Objekte und Zeichnungen bei KOW konfrontieren mit seinem performativen und minimalistischen Werkbegriff sowie seinem raum- und architekturbezogenen Denken. Präzise Anordnungen verführen nicht zu oberflächlicher Sinnlichkeit, vielmehr eröffnen sie einen ideellen Raum, in dem man sich nicht behaglich einrichten kann. Welches Konzert oder welchen Klub können Sie/kannst du empfehlen? Jedes kommende Konzert von The Fall oder Mark E. Smith und im Januar über zwei Stunden Karlheinz Stockhausen: Aus seinem letzten Werkzyklus „Klang“ wird die dritte Stunde des Tages „Natürliche Dauern“ in der Sophienkirche aufgeführt. Welche Zeitschrift/welches Magazin und welches Buch begleiten Sie/dich zurzeit durch den Alltag? „Dionysos und die vordionysischen Kulte“ des russischen Kulturphilosophen Wjatscheslaw Iwanowitsch Iwanow (1866–1949). Das Motiv „Schwarzes Quadrat“, das seit dem Jahr 2009 in über zweihundert meiner Zeichnungen mit Kugelschreiber bearbeitet wird, ist auch ein zeichnerisches Überdenken und Kommentieren dionysischer Fragmente und Themen. Welcher Gegenstand/welches Ereignis des Alltags macht Ihnen/dir momentan am meisten Freude? Servo Drive Turntable MT-37R von Fisher mit Platten von Edgar Varèse, Iannis Xenakis, Autechre oder der Single von Bob Dylan „Duquesne Whistle/Meet Me in the Morning“, die im Herbst erschienen ist.