Urteil im Suhrkamp-Streit: Barlach erhält 2,2 Milllionen Euro

Das Frankfurter Landgericht hat den Suhrkamp Verlag zu einer Millionenzahlung an die Medienholding AG Winterthur verurteilt. Weitere Prozesse sind anhängig.

Der Suhrkamp Verlag steht programmatisch seit drei Jahren besser da als je zuvor seit dem Tod des Verlagspatriarchen Siegfried Unseld. Bild: dpa

Während irgendwelche Menschen sich gerade heftig darum bemühen, die beiden Suhrkamp-Eigner zu versöhnen oder zumindest an einen Tisch zu bekommen, ist am Mittwoch ein Urteil gefallen, dass den Graben zwischen beiden Parteien vertiefen wird. Das Landgericht Frankfurt am Main hat den Suhrkamp Verlag dazu verurteilt, knapp 2,2 Millionen Euro an die Medienholding AG Winterthur, die eine Suhrkamp-Gesellschafterin, zu zahlen, eine Summe, die sich aus dem Bilanzgewinn für das Jahr 2010 ergibt.

Die Mehrheitsgesellschafterin des Verlags, die Siegfried und Ulla Unseld Familienstiftung, die unter der Leitung von Ulla Unseld-Berkéwicz steht, die gleichzeitig Geschäftsführerin des Suhrkamp Verlags ist, wollte jedoch dem Verlag dieses Geld nicht entzogen sehen. Daher hatte der Verlag die Auszahlung verweigert.

Der Hamburger Kaufmann Hans Barlach, der der Medienholding vorsteht, wollte aber seinen Anteil. Er musste die Auszahlung auf dem Klageweg erwirken. Das Gericht entschied nun, dass der Verlag der Medienholding den Gewinnanteil aus dem Verkauf des Frankfurter Verlagsgebäudes und des Verlagsarchivs unmittelbar hätte überweisen müssen.

Barlach konnte eine dementsprechende Vereinbarung vorweisen. Der Suhrkamp Verlag wiederum wollte mit dem durch die Verkäufe erwirtschafteten Geld sowie durch den Umzug nach Berlin im Jahr 2010, der diese Verkäufe erst ermöglicht hatte, den Verlag restrukturieren. Das ist der Geschäftsführung auch gelungen, der Suhrkamp Verlag steht programmatisch seit drei Jahren besser da als je zuvor seit dem Tod des Verlagspatriarchen Siegfried Unseld.

Unüberwindbare Differenzen der Gesellschafter

Allerdings um welchen Preis! Seit die Medienholding von Hans Barlach übernommen wurde, liefern sich der Kaufmann und Ulla Unseld-Berkéwicz einen erbitterten Kampf, in dem niemand nachgenen will.

In einem zweiten Prozess, der zur Zeit läuft, ist Unseld-Berkéwicz als Geschäftsführerin abgesetzt worden, allerdings in Berufung gegangen, in einem dritten Prozess geht es darum, ob der Verlag vielleicht sogar zerschlagen werden muss angesichts der unüberwindbaren Differenzen zwischen den Gesellschaftern. Beide Parteien haben sich jeweils auf gegenseitigen Ausschluss aus dem Unternehmen verklagt.

Diese Soap Opera basiert auf einem Konflikt, wie er krasser nicht sein könnte. Die Schriftstellerin Unseld-Berkéwicz, die Witwe des Verlagspatriarchen Siegfried Unseld, hat dessen Platz eingenommen, sie versteht sich sowohl als Geschäftsfrau als auch als Sachwalterin der Künste, sie ermöglicht ihren Autorinnen und Autoren Bücher und Projekte, die in anderen vergleichbar großen Häusern längst nicht mehr möglich wären.

Auf der anderen Seite steht Barlach, der kaufmännisch denkt, an Literatur – so lassen seine Äußerungen schließen – desinteressiert ist, und eben möglichst viel Geld verdienen möchte. Das mag man missbilligen. Aber es ist sein gutes Recht. Unseld-Berkéwicz, der ihr Haus wohl mehr bedeutet als ihm, muss also eine Lösung finden. Mit ihm zusammen.

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.