Werbung für Auslandseinsätze

KRIEGSFILM „Zwischen Welten“ inszeniert Bundeswehralltag in Afghanistan im braven Fernsehlook

Manchmal lohnt es sich, einzelne Szenen gegen Filme zu verteidigen, deren Teil sie zwar sind und bleiben, zu denen sie sich jedoch in einen harten Widerspruch setzen. Feo Aladags Afghanistan-Drama „Zwischen Welten“ könnte so ein Fall sein.

Insgesamt ist das eine fade Angelegenheit: Die Geschichte um den düster vor sich hin brütenden Soldaten Jesper (Ronald Zehrfeld), der eine Bundeswehreinheit anführt, die lokalen Milizen beim Kampf gegen die Taliban beistehen sollen, ist auf simple Effekte und Affekte hin konstruiert. Das gilt erst recht, weil sie kalkuliert parallel geführt wird mit einem Drama um einen jungen Afghanen, der von den Deutschen als Übersetzer engagiert wurde. Eigentlich möchte er nach Deutschland ausreisen, weil seine Schwester in Lebensgefahr ist. Die dazugehörigen Bilder sehen immer etwas zu aufgeräumt aus, fangen kaum etwas ein vom Bürgerkriegschaos.

Braves Themenkino im Fernsehlook also – und vielleicht auch Propaganda für künftige Auslandseinsätze der Bundeswehr? Die Grundstruktur der Erzählung – sie affirmiert die Integrität des soldatischen Subjekts gegen alle Widerstände – würde dazu passen. Trotzdem traut ein solcher Vorwurf diesem auf moralische Konflikte abzielenden Film zu viel Wirkungsmacht zu, erst recht, wenn man sich anschaut, wie Kriegsfilme andernorts ausschauen können; zum Beispiel der amerikanische Patriotismus-Porno „Lone Survivor“ mit Mark Wahlberg.

Dann aber plötzlich ein Moment, in dem das filmische Korsett aus Soldatenehre und Männlichkeitsmumpitz aufplatzt: Die Deutschen feiern nach einem stressigen Arbeitstag gemeinsam. Da keine Frauen oder andere Schauwerte greifbar sind, inszenieren sie sich selbst. Dass sich dabei einer als Bin Laden verkleidet und sich eine Deutschlandfahne aus dem Hosenschlitz zieht – geschenkt. Die eigentliche Attraktion ist sein junger, blonder Kamerad, der sich Frauenunterwäsche angezogen hat und vor versammelter Mannschaft eine Drag-Nummer hinlegt. Auch die Kamera gibt alle falsche Zurückhaltung auf, tastet den sich exponierenden Männerkörper begierig ab. Ein Moment reinen Kinobegehrens, der bleiben wird, wenn der Rest dieser Staatsbürger-in-Uniform-Routineübung längst vergessen ist. LUKAS FOERSTER

■ „Zwischen Welten“. Regie: Feo Aladag. Mit Ronald Zehrfeld, Mohsin Almady, Felix Cramer, BRD 2014, 98 Min.