Junge Hüpferinnen

KINDERTURNEN Chinas Riege muss wegen Altersmanipulation Olympiabronze zurückgeben

Chinas Verband scheint das Alter seiner Turnerinnen nach Belieben zu justieren

BIRMINGHAM taz | Während die besten Turnerinnen Europas in Birmingham ihre Europameisterschaft austurnen, hat das Internationale Olympische Komitee zum ersten Mal eine Turnmedaille wegen Altersfälschung aberkannt. Der Internationale Turnverband sah es im Februar als bewiesen an, dass die chinesische Turnerin Dong Fangxiao bei den Olympischen Spielen 2000 in Sydney nicht das Mindestalter von 16 Jahren hatte. Er hatte Dong mit sofortiger Wirkung aus allen Siegerlisten des Fachverbandes gestrichen. Nun erkannte das IOC China die bronzene Teammedaille ab.

Dem Verdacht der Altersfälschung sah sich China schon häufig ausgesetzt, zuletzt während der Olympischen Spiele in Peking, als das IOC eine Untersuchung der Altersangaben von fünf der sechs Turnerinnen des siegreichen chinesischen Teams verlangte. So war die spätere Doppelolympiasiegerin He Kexin noch im Mai 2008 von der staatlichen Zeitung People’s Daily als „14-jähriger Newcomer“ angepriesen worden, und diverse Dokumente von internen Juniorenwettbewerben wiesen die Mädchen im Internet mit anderen als den offiziellen Geburtsjahrgängen aus. Der chinesische Verband deklarierte alle Angaben schlichtweg als Fehler und legte neben den Pässen weitere Dokumente vor, welche das notwendige Alter anführten. Der Verband erklärte die Untersuchung für beendet.

Im Zuge der damaligen Ermittlungen waren auch Dong Fangxiao und Yang Yun aufgefallen. Yang, auch sie Mitglied der Olympiariege 2000, hatte in einem Interview mit dem chinesischen Staatsfernsehen cctv5 erzählt, sie sei in Sydney ja „erst 14 Jahre alt gewesen“. Mit ihrer eigenen Aussage konfrontiert, erklärte die Frau von Olympiasieger Yang Wei, sie habe sich versprochen. Zur Anhörung der Disziplinarkommission des Verbandes im Dezember vergangenen Jahres in Lausanne ist sie nicht erschienen. Yang wurde nun verwarnt. Die Beweislage war zu dünn.

Dong Fangxiao dagegen hatte in ihrer Bewerbung als Volunteer für die Spiele im eigenen Lande 2008 ihr Geburtsdatum schriftlich mit dem 23. Januar 1986 angegeben. In den offiziellen Listen der Verbände wurde sie mit dem Datum 20. Januar 1983 geführt. Außerdem hatte ihr Mann Li Te, mit dem sie in Neuseeland lebt, im November einer Zeitung gegenüber bestätigt, dass man im Januar ihren 23. Geburtstag gefeiert habe. Dong hat während der Anhörung in Lausanne zugegeben, dass sie 1986 geboren ist. Sie habe ihr Alter selber gefälscht, um bessere Aussichten auf ein Studium zu haben.

Der chinesische Verband gab an, davon nichts gewusst zu haben. Wegen unzureichender Kontrolle der Geburtsdaten verfügte die FIG, dass der chinesische Verband die Prozesskosten tragen muss. Schlimmer als die Aberkennung der bronzenen Teammedaille ist für den chinesischen Verband der Verlust seiner Glaubwürdigkeit. Für die wollen die Chinesen jetzt kämpfen und die IOC-Entscheidung juristisch anfechten. SANDRA SCHMIDT