Suspendierungen in der Fußball-Bundesliga: Wir müssen draußen bleiben

Eene meene muh – und raus bist du: Suspendierungen haben derzeit Konjunktur in der Bundesliga. Sie sind aber im Vergleich zu Baslers Zeiten harmlos. Ein Überblick.

Mario Basler, noch im Trikot des FC Bayern. Nach einer Wirtshausschlägerei war damit Schluss. Schade eigentlich. Bild: ap

Die Trainer greifen durch. Wer nicht spurt, wird suspendiert. Diego, Wolfsburgs Spielmacher, wurde vom neuen Trainer Pierre Littbarski ausgesperrt, weil er einen Elfmeter geschossen hat, obwohl ein anderer dafür vorgesehen war. Nun darf er wieder mitspielen. Dafür müssen zwei andere Wolfsburger zuschauen: Alexander Madlung und Jens Kahlenberg. Sie sollen sich nicht zu einhundert Prozent engagiert haben. Das wurde dem Frankfurter Ioannis Amanatidis nie vorgeworfen. Er war von Michael Skibbe suspendiert worden, weil er seinen Trainer öffentlich kritisiert hatte. Jetzt ist auch er wieder dabei. Raus ist dagegen Stuttgarts Ciprian Marica. Der habe seine persönlichen Interessen nicht denen der Mannschaft untergeordnet. Was ist los in der Liga? Haben die Trainer ein Autoritätsproblem? Bringt das große Durchgreifen etwas?

Dass man bei Eintracht Frankfurt mit Suspendierungen vorsichtig sein sollte, hätte Michael Skibbe wissen können. Das größte Durchgreifen eines Trainers endete für die Eintracht in der Saison 1994/95 direkt mit dem Abstieg. Anthony Yeboah, Jay-Jay Okocha und Maurizio Gaudino wurden vom damaligen Trainer Jupp Heynckes aus dem Kader entfernt, weil sie sich geweigert hatten, einen aus disziplinarischen Gründen angeordneten Waldlauf zu unternehmen, und sich daraufhin für das nächste Spiel krankgemeldet hatten. Streik - so etwas hatte es in der Liga noch nie gegeben.

Dagegen wirkt der Streit zwischen Skibbe und Amanatidis wie ein belangloser Zickenkrieg und ziemlich peinlich - genauso peinlich wie die Entschuldigung von Amanatidis, die am Donnerstag via Pressemitteilung vom Klub verbreitet wurde: "Es lag nicht in meiner Absicht, sportliche Entscheidungen des Trainers öffentlich in Frage zu stellen. Insofern tut mir das Ganze leid."

Da haben andere schon ganz anders reagiert. Mario Basler etwa. "Diesen Schwachsinn muss ich mir Gott sei Dank in Zukunft nicht mehr anhören", sagte er nach seinem Rauswurf bei den Bayern 1999. Schwachsinn? "Er hat fast nie so gelebt, wie man es von einem Profi erwarten kann." Das hat der damalige Bayern-Manager Uli Hoeneß gesagt, nachdem sich Basler angetrunken in eine veritable Wirtshausrangelei hatte verwickeln lassen. Basler spielte nie mehr für den Rekordmeister.

Gnädiger gingen die Bayern mit Stefan Effenberg um. Der wurde vor dem letzten Spiel der Saison 2001/2002 begnadigt und durfte sich als Mannschaftskapitän von den Fans verabschieden. Zuvor hatte er beinahe soziale Unruhen in München ausgelöst. Aufgebrachte Menschen belagerten seine Villa, weil er gesagt hatte: "Ich würde die Stütze auf ein Minimum herabsetzen, sodass jeder arbeiten muss." Effenberg wurde allüberall ausgepfiffen und suspendiert.

Gegen diese politisch korrekt motivierte Aussperrung sind die Gründe für Suspendierungen dieser Tage wahrlich dünn. Trainer und Klubs scheinen überfordert, wenn sich Spieler nicht bis zur Selbstaufgabe anpassen. Kein Wunder, dass viele Trainer so von den braven jungen deutschen Kickern schwärmen. Die kommen meist aus den großen Fußballinternaten des Landes, wo sie charakterlich geschult, zu Fußballuntertanen geformt werden. So einer würde nie zu früh von einer Weihnachtsfeier gehen. Das hatte Oliver Kahn 2007 getan - und wurde prompt für ein Spiel suspendiert.

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