Der Unzufriedene

Er sollte der Heilsbringer sein in der wechselhaften Geschichte des Fußballdrittligisten VfL Osnabrück. Doch als Trainer Claus-Dieter „Pele“ Wollitz im Januar nach zweieinhalb Jahren in Cottbus zu den Niedersachsen zurückkam, schaffte auch er den anvisierten Durchmarsch in die Zweite Liga nicht. Denn Wollitz musste sich mit der Mannschaft seines Vorgängers zufriedengeben. Also bilanziert der Coach auch nach dem 2:1-Sieg am Samstag gegen Aufsteiger Sandhausen: „Das ist nicht mein Fußball.“

Nun sieht Wollitz von Woche zu Woche niedergeschlagener aus. Der als Motivationskünstler geschätzte Coach hat den Akteuren früh die Fähigkeit abgesprochen, oben mitzuspielen. „Ich glaube nach wie vor, dass sich die Mannschaft bemüht“, sagte er nach der Partie am Wochenende. „Aber ihr fehlt etwas.“ Welche Auswirkungen solche immer wieder getätigten Aussagen auf seine Schützlinge haben, kann man nur vermuten. Hilfreich sind sie aber sicher nicht gewesen.

Die Kicker allerdings haben im Gegensatz zu ihrem Trainer den Glauben an sich selbst nie verloren. „Wir haben die Qualität, oben zu stehen, wir haben das spielerische Potenzial“, war sich Mittelfeldkämpfer Niels Hansen auch am Samstag sicher. Wollitz hatte in der Winterpause noch versucht, die seiner Ansicht nach offensichtlich verfehlte Einkaufspolitik des Vereins zu korrigieren. Denn mittlerweile durfte er sich auch Sportdirektor nennen und lieh Rouwen Hennings vom FC St. Pauli aus. Hennings spielte schon mal beim VfL Osnabrück, und zwar zu jener Zeit, als Wollitz schon mal Trainer des VfL war.

Aber genauso wie der von Mönchengladbach geborgte Elias Kachunga enttäuschte Hennings. Tore blieben weiter Mangelware und Siege fehlten. Der VfL Osnabrück musste sich immer mehr von seinen Aufstiegsträumen verabschieden.

Jetzt will Wollitz noch weiter korrigieren: „Wir müssen das Vertrauen der Fans, der Öffentlichkeit und der Sponsoren wiederbekommen.“ Das will er mit aggressivem, erfolgsorientiertem Fußball schaffen. „Wir müssen vermitteln, dass wir in jedem Spiel alles raushauen.“ Mit vielen Mitgliedern des aktuellen Kaders sei das allerdings nicht möglich.

Spieler wie zum Beispiel Andreas Glockner könnten in Osnabrück kein Selbstbewusstsein entwickeln, weil sie ständig kritisiert würden. Das habe er in seiner ersten Zeit bei dem Verein bereits erfahren. Und da liegt Wollitz gar nicht falsch: Von Teilen des Publikums wurde die Mannschaft am Samstag schon vor Anpfiff mit Pfiffen bedacht und fand erst in der letzten halben Stunde zu einer halbwegs überzeugenden Leistung.HEIKO OSTENDORF