Ein bedeutungsloser Kantersieg

SAISONFINALE Der FC St. Pauli bleibt trotz 5:0-Sieg in der 2. Liga. Für Trainer Schubert war’s das wohl

„Es kann sein, dass das hier heute mein letztes Spiel ist“

ANDRÉ SCHUBERT, TRAINER

Am Ende fehlte ein einziger Punkt: Der St. Pauli hat den Relegationsplatz verpasst und bleibt in der zweiten Liga. Weil Fortuna Düsseldorf gegen den MSV Duisburg ein 2:2 (2:2) über die Zeit schaukelte und damit Rang drei verteidigte, verkam das Saisonfinale zwischen den Hamburgern und Tabellennachbarn SC Paderborn zum Endspiel um den bedeutungslosen Platz vier – nur Paderborn hätte mit einem Sieg die Rheinländer noch abfangen können. Der überzeugende 5:0 (2:0)-Sieg der Hamburger verkam so fast zur Nebensache.

Im Vordergrund stand am Millerntor an diesem Nachmittag die Wehmut der Trennung. Zum letzten Mal fand eine Partie vor der alten Gegengerade statt, die in der Sommerpause durch eine neue, größere Tribüne ersetzt wird. Zudem erhielten zahlreiche Spieler wie Carsten Rothenbach, Deniz Naki und Charles Takyi ihre Abschiedspräsente. Und auch für Trainer André Schubert war es wohl die letzte Partie am Millerntor.

Schubert hatte sich mit seiner ruppigen Art immer wieder mit Teilen des Vorstandes, Sportchef Helmut Schulte und den Spielern angelegt – das Verhältnis zwischen Teilen des Teams und dem Trainer gilt als distanziert und teilweise gestört. Die Mannschaft wirft ihm vor, sich nicht im Griff zu haben, Spieler nach Fehlern auch schon mal vor versammeltem Kader rund zu machen und statt zu loben, immer wieder zu kritisieren und eine Atmosphäre der Angst zu verbreiten. Spieler wie Deniz Naki oder Charles Takyi verlassen den Verein nicht nur wegen ihrer stark schwankenden Leistungen, sondern auch wegen Schubert.

Vor dem Spiel gab sich Schubert einsichtig. „Mit meiner kompromisslosen Art bin ich angeeckt, da muss ich lernen, mich zurücknehmen, muss mich ändern und geduldiger werden“, erklärte er, „es kann sein, dass das hier heute mein letztes Spiel ist“. Und das war es wohl auch. Laut Sport-Bild wurde Schubert mit sofortiger Wirkung freigestellt.

Erst nach der Trainer-Entscheidung soll über den Verbleib von Leistungsträgern wie Lasse Sobiech, Carlos Zambrano oder Max Kruse, der mit dem SC Freiburg in Verbindung gebracht wird, entschieden werden.

Der Mannschaft droht eine personelle Zäsur. Auf dem Rasen zeigte sie sich am letzten Spieltag vor 24.487 Zuschauern aber gewillt, die Minimalchance eines erhofften Düsseldorfer Ausrutschers zu nutzen. Von Spielbeginn an entwickelte sich ein munterer Schlagabtausch, wobei Paderborn zunächst einen Tick durchschlagskräftiger wirkte. Mitte der ersten Hälfte drehten die Hamburger auf und knüpften an die starke Form der Hinrunde an.

Der Lohn: Nach einer halben Stunde köpfte Verteidiger Sobiech nach einer Ecke zum 1:0 ein, fünf Minuten später erhöhte Max Kruse zum 2:0. Als Florian Bruns nach einer Stunde auf 3:0 erhöhte, war die Partie gelaufen, das 4:0 durch Moritz Volz und das 5:0-Abschiedstor durch Deniz Naki erbrachten noch den höchsten Saisonsieg – doch die beste Saisonleistung kam zu spät.   MARCO CARINI