DIE STIMMEN DER ANDEREN
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■ The Times (Großbritannien)

Paris und Berlin brauchen Kompromiss

Deutschland verlangt zwar rechtmäßig, dass auch andere Länder ihre Volkswirtschaften, Renten und Arbeitsmärkte umstrukturieren. Doch es muss auch akzeptieren, dass Sparen allein nicht den Rest Europas in Bewegung setzen wird. Nicht alle Not ist aus Verschwendung erwachsen. Viele Länder leiden unter der Kreditklemme und den Nebenwirkungen, welche die Zwangsjacke der Währungsunion mit sich bringt, die zwar Deutschlands Exporte ankurbeln konnte, aber die eigenen Volkswirtschaften weniger wettbewerbsfähig gemacht hat. Deutschland und Frankreich haben Handlungsspielraum. Beide müssen bis zu den griechischen Neuwahlen kompromissbereit sein und nicht nur die eigene Wählerschaft bedienen. Dafür steht zu viel auf dem Spiel.

■ La Stampa (Italien)

Agenturen warnen Italien zu spät

Es ist völlig unangemessen, von einem Komplott gegen Italien zu sprechen. Die Herabstufung ist nichts weiter als eine Bestandsaufnahme.Wieder einmal hat eine Agentur nichts weiter getan, als die bereits erforschten Risikogebiete nachzuzeichnen – statt von seiner hohen Warte aus die Märkte vor Gefahrenzonen und Tücken zu warnen. Wenn die Rating-Agenturen zu etwas nützlich sein und ein Minimum an Glaubwürdigkeit zurückerobern wollen, sollten sie sich bemühen, nach vorne zu schauen, nicht nach hinten. Das laute Geschrei der Politiker hingegen ist nur Demagogie. Es kostet nichts, gegen Rating-Agenturen, Spekulanten und die Finanzwelt zu wettern. Im Gegenteil, es bringt Stimmen.

■ Jornal de Negócios (Portugal)

Athen muss Euroraum verlassen

Die griechische Euro-Tragödie steht kurz vor ihrem letzten Akt: Mit großer Wahrscheinlichkeit wird das Land dieses – spätestens nächstes – Jahr zahlungsunfähig und muss die Euro-Zone verlassen. Den Austritt des Landes bis nach den Wahlen im Juni hinauszuschieben, ist sinnlos. Griechenland ist in einem Teufelskreis gefangen. Diesem kann man nur entkommen, wenn ein Vertragsverletzungsverfahren und ein koordinierter Austritt eingeleitet wird, welche die Kollateralschäden für das Land und die Eurozone minimieren. Wie bei einer Ehe, die zum Scheitern verurteilt ist, empfiehlt es sich, Regeln für die unvermeidbare Scheidung aufzustellen. Ein kontrollierter Austritt würde einen beträchtlichen wirtschaftlichen Schaden anrichten. Viel schlimmer wäre es aber, sich den langsamen und chaotischen Niedergang der hellenischen Wirtschaft und Gesellschaft anzuschauen.

■ Corriere della Sera (Italien)

G-8-Treffen voller Dynamik

Wenn Obama Freitagabend die Staats- und Regierungschefs der G 8 im rustikal-schicken Camp David empfängt, werden die Sherpas und Diplomaten im Gefolge in den Genuss eines Pfadfinderlebens kommen, denn sie werden in Holzbungalows mit Dreibettzimmern zwischen den Bäumen der Erholungsanlage des Präsidenten in Maryland untergebracht. Manch einer erkennt darin bereits eine Metapher dafür, dass sich auf dem Gipfel ein Ex-Direktorium trifft, das nur mehr spartanisch leben kann, da eine tiefe und anhaltende Krise bereits Erinnerungen an eine Kriegswirtschaft heraufbeschwört. Das Treffen könnte dramatisch enden, und zwar nicht wegen der Entscheidungen, die gefällt werden, sondern wegen der Dinge, die gesagt werden: Über den möglichen Zerfall der Währungsunion wird erstmals offen gesprochen werden.

■ El País (Spanien)

Der Euro muss gerettet werden

Es ist jetzt dringend notwendig, den Euro zu retten. Alle haben das verstanden, einschließlich der Nichteuropäer. Dies wird voraussichtlich das Hauptthema bei den Debatten des G-8-Treffens sein, das in Camp David eröffnet wird. Nach seinem Eilbesuch in Berlin ist dies das erste multilaterale Treffen des neuen, sozialistischen Präsidenten Frankreichs. François Hollande hat sich gleichzeitig zu einem Sparkurs und einer Wachstumsstrategie auf europäischer Ebene verpflichtet. Denn für Frankreich sind die Staatsschulden zwar ein „Feind“, wie der neue Wirtschaftsminister Pierre Moscovici sagte, aber niemand kann wirklich noch im Alleingang etwas unternehmen.

Quelle: eurotopics, dpa