Totes Kind neben Babyklappe

Klinikmitarbeiter in Hannover entdeckt zufällig einen leblosen Säugling. Polizei und Staatsanwaltschaft suchen nach der noch unbekannten Mutter. Unklar ist, ob die Babyklappe funktionstüchtig war oder nicht

Nachdem in Hannover ein Säugling tot vor einer Babyklappe aufgefunden worden ist, ermittelt die Polizei nicht wegen Mordes gegen die noch unbekannte Mutter, sondern wegen fahrlässiger Tötung. Es sei „möglich, dass derjenige, der den Säugling abgelegt hat, nicht verstanden hat, wie die Klappe zu öffnen ist oder dass die Babyklappe nicht funktionsfähig war“, sagt Kathrin Söfker von der Staatsanwaltschaft Hannover. Auch das sei Gegenstand der Ermittlung.

In der Nacht zu Mittwoch hatte offenbar eine Mutter ihr Neugeborenes auf die unteren Stufen einer Treppe gelegt, die zur Babyklappe des Krankenhauses Friederikenstift führt. Nur zufällig hatte ein Klinikmitarbeiter das Kind am nächsten Mittag leblos aufgefunden, als er einer Freundin die Klappe zeigen wollte. Ob der Säugling schon tot war, als er dort abgelegt wurde, ist ungeklärt. Sicher ist, dass das Kind an Neujahr geboren wurde und durch Hunger und Kälte starb.

Um die Anonymität der Frauen zu wahren, „ist die Babyklappe natürlich in der Landschaft nicht sichtbar“, sagt Barbara Witthohn vom Diakonischen Werk Hannover. Auch eine Videoüberwachung findet nicht statt. Erst wenn die Klappe benutzt wurde, ertönt ein akustischer Alarm im Kreißsaal der Klinik, sowie bei einem Sicherheitsdienst in Hamburg. Außerdem wird ein Videobild in den Kreißsaal gesendet.

Nach Benutzung muss die Klappe „zunächst grundlegend gewartet werden, bevor sie wieder freigegeben wird“, sagt Mathias Winkelhake, Geschäftsführer des Krankenhauses. Ob sie funktioniere, werde jedoch nicht täglich manuell geprüft. In Hamburg ist das anders. Nach Angaben von Leila Moysich, der Erfinderin der Babyklappe, wird hier zweimal täglich überprüft, dass die Technik auch funktioniert. Moysich vermutet, dass die Klappe in Hannover defekt war. Polizei und Staatsanwaltschaft wollten sich gestern bei Redaktionsschluss in dieser Frage noch nicht festlegen.

Vier der acht seit 2001 in Hannover bisher abgegebenen Kinder leben bei ihrer Mutter oder haben Kontakt. Nachdem eines der Babys ebenfalls nicht in der Klappe, sondern an einem Fahrradständer in der Nähe abgelegt worden war, verbesserte das Krankenhaus die Beschilderung.

Aus Anlass des hannoverschen Falls kritisierte das Kinderhilfswerk Terre des Hommes erneut das Konzept der Babyklappen: Die Zahl ausgesetzter oder getöteter Kinder sei seit der Einführung „nicht zurückgegangen“. MAIKE WÜLLNER