Proteste gegen Nazi-Mahnwache

Rund 500 Menschen demonstrierten am Samstag gegen gegen eine NPD-Mahnwache in Hameln. An einem NPD-Infostand wurde eine Demonstrant mit einem Messer verletzt

Mehr als 200 Neonazis haben am Samstag ein Rechtsrockkonzert im Vereinshaus des Gartenvereins „Am Winsberg“ in Hamburg-Bahrenfeld besucht. Zuvor hatten etliche der Rechten an einer Mahnwache der NPD in Hameln teilgenommen.

In der niedersächsischen Stadt wollte die NPD, angeführt vom Hamburger Parteichef Jürgen Rieger, für die Nutzung einer Immobilie demonstrieren. Seit Jahren gehört dem Anwalt ein Gebäudekomplex mit Kino. Das Baurecht untersagt ihm jedoch, das Kino zu nutzen. Vor einer Woche unterband die Polizei dort eine Pressekonferenz der NPD. Die Partei wollte ihre neuen Wahlkampfmaterialien vorstellen (taz berichtete).

Darüber beklagte sich NPD-Bundesvorstand Thomas Wulff auf der Kundgebung. Rund 30 Parteifreunde waren zu dem umstrittenen Gebäude gekommen, das mit dem Logo der NPD geschmückt war. Immer wieder verschwanden Teilnehmer der Kundgebung im Gebäude – Wulf hatte ihnen angeboten, trotz des Nutzungsverbotes „historische Filme“ anzusehen.

Der rechten Kundgebung standen etwa 500 Demonstranten entgegen, durch Polizeisperren auf Distanz gehalten. Der DBG und antifaschistische Initiativen hatten zum Gegenprotest aufgerufen.

Gerüchten zufolge sollte in Riegers Kino in Hameln auch das Rechtsrock-Konzert stattfinden. Seit Tagen war das Event beworben worden, zu dem Neonazibands wie „Sense of Pride“, „Cherusker und „Territorium“ angekündigt waren. Stattdessen spielten die Rechtsrockbands in dem Gartenverein in Bahrenfeld, wohin auch NPD-Vorstand Wulf kam. Die Polizei hatte laut einem Sprecher drei Stunden zuvor von dem Ort erfahren. Dennoch konnte das Konzert ungestört ablaufen.

Die Polizei riegelte die Straße erst spät nachts ab, als rund 70 Gegendemonstranten eintrafen und eine Auseinandersetzung drohte. Einen Neonazi nahm die Polizei wegen des Vorwurfes der Körperverletzung fest.

Dem Vorstand des Gartenvereins war offenbar gar nicht bewusst, an wen er seine Räume vermietet hatte. Männer „mit Schlips und Kragen“, sagte ein Vereinsmitglied, hätten die Räume „für eine Geburtstagsparty“ angemietet.

In Celle hat ein NPD-Infostand am Samstag hingegen Auseinandersetzungen ausgelöst. Ein Neonazi verletzte einen Demonstranten mit dem Messer im Gesicht. Im Krankenhaus musste der Schnitt von der Lippe zur Nase genäht werden.ANDREAS SPEIT