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: Mit Megawatt durchs Watt

Der Konflikt zwischen Ökologie und Ökologie wird selten so plastisch wie im Watt: Die Standorte für Windkraftanlagen an Land sind weit gehend ausgereizt. Wenn Deutschland seinen Anteil regenerativer Energie substanziell steigern und so seine CO2-Emissionen senken will, geht das nur mit Riesenwindrädern im Meer. Das wäre auch kein Problem, wenn man den Strom an Land beamen könnte. Da das aber nur über Kabel geht, kommt das Wattenmeer ins Spiel: Der größte und ökologisch sensibelste Nationalpark der Republik.

KOMMENTAR VON JAN KAHLCKE

Eigentlich hatten alle Beteiligten sich ganz salomonisch geeinigt: Die Netzbetreiber dürfen im Watt buddeln, aber respektieren die Ruhezeiten der Vögel. Nun ist wieder mal alles ganz anders gekommen: Eine kleine Bauverzögerung – und schon röhren die Bagger mitten in der Vogelbrut. Bei Eon wird deswegen niemand nervös: Wir werden es wieder tun, ist die Botschaft. An der Zustimmung der Nationalparkverwaltung bestehen kaum Zweifel.

Kein Wunder: Die politische Konjunktur war selten so günstig für die Netzbetreiber. Wer jetzt den seit Jahren lahmenden Fortschritt bei der Offshore-Windkraft blockiert, steht schnell als Klimasünder am Pranger, sind die Riesenräder doch der letzte Strohhalm im Kampf gegen immer mehr Kohle-Dreckschleudern. Da halten sich dann auch die großen Umweltverbände leider vornehm zurück.