Hartmut Neumann, Kunstpreisträger
: Unter Tieren

■ hat Malerei und Grafik studiert und war unter anderem Stipendiat der Villa Massimo in Rom. Foto: Christina Arentz

Da lebt er also zwischen ausgestopften Affen, Mardern und Fasanen. Geht fast unter in Materie und Chaos. Ab und zu wühlt er sich daraus hervor und fotografiert. „Ja“, sagt der Braunschweiger Künstler Hartmut Neumann, „voll ist es in meinem Atelier schon“. Aber angenehm voll. Denn er hat die Tiere ja selbst auf Flohmärkten gesammelt. Und zwar, weil er sie braucht – als Requisiten für Fotos, die der Träger des Kunstpreises der niedersächsischen SPD zu Stillleben komponiert – zu kleinen, wohlgemerkt. „Ausgestopfte Elefanten“, sagt Neumann lakonisch, „wären dann doch schwer zu handhaben. Ich muss die ja auch irgendwo lagern.“

Die Installationen für seine Fotos erstellt er dann schnell und spontan: „Im Grunde ist es so, als ob ich mit dem Pinsel an die Leinwand ginge. Nur, dass ich eben Inszenierungen aus Tieren, Spielzeug-Teilen, Drähten und anderen Utensilien aufbaue.“ Mit ihm auszukommen sei während dieser Phase nicht leicht, räumt er ein. „Ich renne hektisch in meinem Atelier hin und her, baue, zerstöre, baue, fotografiere. Ziehe ein Teil heraus, alles stürzt ein, ich fotografiere wieder.“ In solchen Momenten lasse man ihn besser allein.

Nonstop erträgt er diese hoch energetischen Arbeiten allerdings nicht: Zwei- bis dreimal im Jahr widmet er sich ein paar Wochen lang der Fotografie. Die übrige Zeit verbringt er – neben seiner Professur an der Braunschweiger Hochschule für Bildende Künste – mit der Malerei und kleinen Skulpturen. Der Überfülle an Gegenständen, das „eingefrorene Chaos“, wie er es nennt, huldigt er allerdings immer: Ob es nun ein fast abstraktes „Schildkrötenpuzzle“ ist oder ein Okapi, das sich an eine Wand lehnt und Weintrauben frisst – immer wuchern Details und Ideen, und immer balanciert Neumann zwischen Natur und Künstlichkeit. „Auch das Fotografieren ausgestopfter Tiere ist ja eine Riesenprovokation“, sagt er. „Ich mache sie auf dem Foto quasi lebendiger, als sie in Wirklichkeit sind.“ Und Titel wie „Elefantenball“ oder „Der Vasensteiger“ seien selbstverständlich nicht ernst gemeint. Die könne man deuten, wie man wolle, sagt Neumann. Aber keinesfalls ernst oder gar philosophisch. PS