Abkürzung durchs Eismeer

SEEWEG Der Klimawandel macht’s möglich: Das Bundesamt für Seeschifffahrt will die Nordostpassage befahrbar machen. Eine Bremer Reederei hat bereits im Sommer 2009 zwei Schiffe hindurchgeschickt

Die Route war gegenüber dem Seeweg durch den Suezkanal 5.500 Kilometer kürzer

Deutsche und Russen wollen gemeinsam den Seeweg im Norden des asiatischen Kontinents öffnen: die so genannte Nordostpassage. Wie das Bundesamt für Seeschifffahrt und Hydrographie (BSH) am Dienstag in Hamburg mitteilte, soll ein System geschaffen werden, das Schiffen in diesem gefährlichen Seegebiet eine optimale Route empfiehlt. Die Passage ist nicht nur für den Transit, sondern auch für die Erschließung Sibiriens interessant.

Die Nordostpassage entlang der Nordküsten Europas und Asiens verkürzt den Seeweg zwischen diesen beiden Kontinenten um 5.000 bis 6.000 Kilometer. In den vergangenen Jahrzehnten konnten Schiffe diese Route nur in Ausnahmefällen befahren. Klimaveränderungen haben laut BSH dazu geführt, dass die Passage in den vergangenen Jahren im Schnitt 30 Tage lang eisfrei war. Darauf hat auch der Schleswig-Holsteiner Abenteurer Arved Fuchs mehrfach hingewiesen. Er befuhr die Passage zuletzt 2003 mit seinem Haikutter „Dagmar Aen“.

Im Sommer 2009 hat sich die Bremer Reederei Beluga die neue Lage zunutze gemacht, um als erste westliche Reederei mit zwei Handelsschiffen die Passage zu befahren. Beluga brachte schwere Kraftwerksmodule von Ulsan in Südkorea nach Novy Port in Sibirien. Von dort aus fuhren die Schiffe weiter nach Archangelsk, wo sie Stahlrohre luden und nach Nigeria verschifften. Die Route war gegenüber dem Seewege südlich an Asien vorbei durch den Suezkanal gut 5.500 Kilometer kürzer. Pro Schiff seien 200 Tonnen Treibstoff weniger verbraucht und 300.000 Euro gespart worden.

In dem Routenprojekt verwendet das BSH Satellitendaten für eine genaue Eisprognose. Wie Bernd Brügge vom BSH sagte, beschränkt es sich nicht allein auf die Routenplanung. Es sollten auch Vorschriften zum Erhalt der sensiblen arktischen Umwelt entwickelt werden: „Unsere Interessen sind die Sicherheit und der Umweltschutz“, sagte BSH-Präsidentin Monika Breuch-Moritz. GERNOT KNÖDLER