KOMMENTAR: SVEN-MICHAEL VEIT ÜBER UMWELTZONEN
: Auto fahren mit Scheuklappen

Das Einzige, was fehlt, ist therapeutische Begleitung für traumatisierte Politiker

Sie hätten es wissen können. Es war wirklich lange genug bekannt, dass Hannover eine Umweltzone hat. Oder eine ist, je nach Sichtweise. Und dass die Regelungen mit Beginn 2010 verschärft werden sollten, war seit mehr als zweieinhalb Jahren kein Geheimnis. Wer gewollt hätte, hätte sich darauf vorbereiten können. Wer sich verweigert(e), hat nun ein Problem.

Dabei war das Vorgehen in der niedersächsischen Landeshauptstadt voller Nachsicht, Langmut und obendrein auch noch pädagogisch wertvoll. Da wurden intensiv und extensiv die Ziele definiert, die Wege debattiert, die Methoden abgewogen und vor allem Stufenregelungen, Übergangsfristen und Ausnahmen eingeführt.

Das Einzige, was fehlt, ist therapeutische Begleitung für traumatisierte Autofahrer und Politiker. Und da scheint tatsächlich Bedarf zu herrschen, wenn man sich die Klagen von Frei- und Christdemokraten anhört. Es ist doch immer wieder erstaunlich, dass Manchen kein Gewäsch zu dumm ist, um es nicht als Argument zu verkleiden.

Kaum ist ihr Versuch gescheitert, die Umweltzone zu entschärfen, folgt der Versuch, die Sache zu verschieben. Das ist nicht nur durchsichtig, es ist in all seiner ideologischen Borniertheit vor allem armselig.

Mit Scheuklappen Auto fahren ist jedoch auch außerhalb von Umweltzonen verboten.

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