Besetzer fordern Baustopp von Schlachthof

MASSENTIERHALTUNG Aus Protest gegen Europas größten Geflügelschlachthof haben Tierschützer den Bauplatz in Wietze besetzt. Die Region könnte zum Hühnerstall Deutschlands verkommen, sagen die Aktivisten

27.000 Hähnchen sollen pro Stunde in der Anlage geschlachtet werden

Tier- und Umweltschützer haben in Wietze (Kreis Celle) den Bauplatz für einen umstrittenen Geflügelschlachthof besetzt. Die Aktivisten errichteten in der Nacht zum Montag einen zehn Meter hohen Holzturm auf dem Gelände. „Wir sind hier, um den Schlachthof zu verhindern“, sagte Claudia Kunze, eine der mehr als 20 Besetzer. „Wir stellen uns entschlossen dagegen, dass Tiere zu Produktions- und Lebensmitteln gemacht werden.“

Die Polizei wird vorerst nicht einschreiten. „Wir machen momentan gar nichts“, sagte Polizeisprecher Dirk Alvermann am Montag. „Wir haben mit dem Eigentümer und dem Pächter des Geländes gesprochen, die können dort bleiben und auch Zelte aufschlagen.“

Die Gemeinde hatte trotz Bürgerprotesten Anfang März der Ansiedlung des Großschlachthofs mehrheitlich zugestimmt. Das Unternehmen Emsland Frischgeflügel will auf dem 21 Hektar großen Areal rund 40 Millionen Euro investieren. Die Besetzer forderten den sofortigen Stopp der Baupläne. Mit 27.000 Hähnchen, die hier pro Stunde geschlachtet werden sollten, wäre das die größte Anlage in Europa, sagte Kunze. Wietze könnte so zum „Hühnerstall Deutschlands“ verkommen. Im Umkreis um den geplanten Schlachthof sollen rund 400 neue Mastställe entstehen. Die Geflügelhofgegner kritisieren die negativen Auswirkungen der Fleischindustrie auf die Umwelt, wie Wasserverschwendung, Boden- und Gewässerverschmutzung durch Gülle sowie die Produktion von Futtermitteln in Monokultur.

Gegen die Schlachthofpläne hat sich die „Bürgerinitiative Wietze für den Erhalt unseres Aller-Leine-Tals“ gegründet. Im April schrieb die Initiative einen offenen Brief an die Bundeslandwirtschaftsministerin Ilse Aigner (CSU) und Niedersachsens CDU-Fraktionschef David McAllister. Darin forderten sie, den drohenden Strukturwandel im östlichen Niedersachsen hin zu einer Massentierhaltungsregion zu stoppen.  (dpa)