Welches ungleiche Paar für die NPD im Kreistag sitzt
: Student und Straftäter

Im Kreistag Nordwestmecklenburg sitzen ab dem heutigen Donnerstag für die NPD ein aktiver Student und ein verurteilter Straftäter. Bei der Sitzung in Grevesmühlen wird Kreistagspräsident Klaus Becker (CDU) den 28-jährigen Maschinenbaustudenten Tino Streif als Nachrücker vereidigen. „Mit Streif zieht ein geschulter Kader in den Kreistag“, sagt Tim Bleis von der Opferberatung „Lobbi“.

Streif kommt für David Böttcher, weil dieser wegzog. An seiner Hochschule in Wismar war Streif bisher politisch nicht aktiv. „Kommunalpolitische Erfahrung hat Streif nicht, aber er könnte sich einarbeiten“ sagt Bleis. Erfahrungen in der NPD hat Streif jedoch schon gesammelt: Er gehörte der verbotenen „Heimattreuen Deutschen Jugend“ an. „Bisher war Streif aber recht unauffällig, sagt Opferberater Bleis. Doch als ihn Studenten kritisierten, erklärte Streif schriftlich: „Ich bin nicht wie ihr, ihr hasst eure Heimat, euer Volk.“ Er würde als „Nazi“ und „Deutscher“ sein „Volk lieben“.

Den zweiten Abgeordneten der NDP im Kreistag Nordwestmecklenburg kennt Streif schon länger. Sven Krüger gehören in der Ansiedlung Jamel in Grevesmühlen fast alle Häuser. Dort soll auch Streif am Ende einer Straße wohnen.

Der Schläger und der Student sind in der NPD längst keine unübliche Personalkombination mehr. Michael Kohlstruck von der Universität Berlin erklärt, dass eine Struktur der ideologisch legitimierten Gewalt nicht nur „bildungsferne“ Jugendliche anziehe und verbinde: „Plakativ gesprochen findet man dort alles, vom einfachen Schläger bis zum geschulten Ideologen“, so der Politologe.

Bei seiner Vorstellung in der ersten Kreistagssitzung sagte Krüger, der schon Haft- und Strafverfahrenserfahrungen gesammelt hat, damals recht lässig: „Ich muss ja nicht viel zu mir sagen, sie wissen alles von mir.“ Streif wird sich wohl anders vorstellen, eine Berühmtheit wie Krüger ist er eben noch nicht.

Hinweis: ANDREAS SPEIT arbeitet als freier Journalist und Autor über die rechte Szene nicht nur in Norddeutschland