Neue Lehrer müssen warten

SPARPLÄNE Niedersachsen stopft sein Finanzloch, indem es freie Lehrerstellen zeitweise unbesetzt lässt. Stellenstreichungen soll es nicht geben. Dennoch warnt die Lehrergewerkschaft vor Stundenausfall

„Das reißt große Löcher in die Unterrichtsversorgung“

EBERHARD BRANDT, GEW

Die Enttäuschung der niedersächsischen Lehrergewerkschaft über die Sparpläne der Landesregierung ist groß. Kultusminister Bernd Althusmann (CDU) habe sich vor der Klausur deutlich dafür eingesetzt, alle Stellen ungekürzt im System zu erhalten, sagte der Landesvorsitzende der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW), Eberhard Brandt, am Dienstag. Im Text des am Montag veröffentlichten Haushaltsbeschlusses sei davon keine Rede mehr.

Die GEW fürchtet einen erheblichen Unterrichtsausfall. Minister Althusmann geht allerdings davon aus, dass es kaum Ausfälle bei den Schulstunden geben wird. Stattdessen sollen rund 1.000 Lehrerstellen, die im Februar 2011 frei werden, erst im August besetzt werden. „Das reißt große Löcher in die Unterrichtsversorgung“, sagte Brandt. Bei 800 nicht besetzten Stellen würden rund 424.000 Stunden ausfallen, bei 1.200 Stellen bereits 636.000 Stunden. Zudem sei die Lage an den Schulen schon jetzt angespannt. Auch bei einer Vollversorgung von 100 Prozent bleibe das Problem übergroßer Klassen bestehen.

Der Philologenverband forderte von der Landesregierung angesichts der verdoppelten Zahl der Abiturienten für diese auch genügend Studien- und Ausbildungsplätze bereitzustellen. Es könne nicht sein, dass die Schulzeit verkürzt werde und anschließend junge Menschen mangels Studienplätzen Warteschleifen drehen müssten, sagte der Landesvorsitzende Horst Audritz am Dienstag.

Kultusminister Althusmann zeigte sich zufrieden mit den Sparplänen der Landesregierung. Es sei „erfreulich“, dass keine Stellen gestrichen würden, sagte er. Seit Monaten hatte es Spekulationen über die Zahl der Lehrerstellen in Niedersachsen gegeben. So empfahlen Finanzkontrolleure Ende Mai der Landesregierung, bis zum Jahr 2020 bis zu 9.000 Lehrkräfte einzusparen. Derzeit beschäftigt das Land rund 86.000 LehrerInnen – nach eigenen Angaben so viele wie nie zuvor.  (taz/dpa)