Farnoush Bezhadi, Studentin in Nöten
: Bildungshungrig

■ kam als Asylbewerberin nach Deutschland. Jetzt studiert sie Informatik – mit Hindernissen. Foto: M. Bahlo

Die vielen Hilfsangebote der taz-Leser, die fand Farnoush Behzadi „ja ganz nett“. Aber helfen lassen wollte sie sich nicht, zumindest nicht so. „Ich bin doch jung und kann arbeiten“, sagt die Iranerin. Und niemand soll denken, sie habe sich wegen des Geldes an die Presse gewandt.

Die 24-jährige Asylbewerberin war Opfer einer Regelungslücke geworden: Als sie 2009 mit einer Ausnahmegenehmigung ein Informatik-Studium an der Hochschule Bremen aufnahm, stellte die Sozialbehörde sie vor die Wahl: Entweder bräche sie ihr Studium gleich wieder ab – oder sie bekäme keine Sozialleistungen mehr. Sie studierte weiter.

Behzadi, allein aus Teheran nach Deutschland geflüchtet, brauchte nur vier Jahre, um hier Deutsch zu lernen und ein Fachabitur zu machen. Eigentlich haben junge Migranten seit 2009 Anspruch auf Bafög. Doch weil über Behzadis Asylantrag seit Jahren nicht abschließend entschieden wurde, fiel sie nicht unter diese Regelung. So musste sie ohne Unterstützung auskommen, durfte als Flüchtling aber auch kaum arbeiten. So lebte die Studentin von 200 Euro im Monat, die sie als Kellnerin nebenher verdiente, und blieb in ihrem Zimmer in Flüchtlingswohnheim.

Im Juni berichtete die taz über die junge Frau, die durch alle Raster des deutschen Sozialrechts gefallen war. Daraufhin interviewten sie Radiosender, viele Menschen meldeten sich mit Hilfsangeboten. Einige wollten ihr Unterkunft bieten, andere mit einem monatlichen Geldbetrag unter die Arme greifen. Behzadi dankte – und lehnte ab.

Angenommen hat sie lediglich die Offerte einer Professorin, die aus der Zeitung von ihrer Lage erfuhr. Die bot ihr eine Stelle als studentische Hilfskraft an. Im September hofft sie, dort anfangen zu können. Bis dahin will die Bremische Bürgerschaft auch über eine Petition entscheiden, die fordert, Behzadi weiter Sozialgeld zu zahlen. „Es wäre absurd, das abzulehnen“, sagt Holger Dieckman von der Inneren Mission, der Behzahdi betreut. „Bremen spart dadurch keinen Cent. Bricht sie das Studium ab, hat sie sofort wieder Anspruch auf Leistungen – nur dass sie am Ende ohne Ausbildung dasteht.“

CHRISTIAN JAKOB