Helgoland wird wiedervereinigt: Neues Land auf dem Wasser

Bürgerversammlung votiert für eine Landbrücke in der Nordsee zwischen der roten Felseninsel und der sandigen Badeinsel Düne - für Tourismus und Freizeit.

Vielleicht bald größer: Die Nordseeinsel Helgoland soll eine Landbrücke bekommen. Bild: dpa

Die Nordseeinsel Helgoland soll vergrößert werden. Auf einer Bürgerversammlung am Donnerstagabend sprach sich eine große Mehrheit der EinwohnerInnen dafür aus, eine Landverbindung zwischen der Felseninsel und der etwa einen Kilometer entfernten Badeinsel Düne zu schaffen. Das berichtete die Helgoland-Beauftragte des Landkreises Pinneberg, Sabine Roberts, im Gespräch mit der taz nord. Durch Landaufschüttung sollen so zusätzliche Flächen für Tourismus und Gewerbe geschaffen werden.

Damit wird eine im Juni vorigen Jahres gescheiterte Idee wiederbelebt. Damals hatte die Gemeinde den Plan des Hamburger Investors Arne Weber abgelehnt, eine quadratische Landfläche aufzuschütten. Dadurch wäre Helgoland um etwa einen Quadratkilometer auf rund 2,7 km2 angewachsen.

Weber wollte für rund 80 Millionen Euro an der stürmischen Nordwestseite ein steinernes Riff errichten und in dessen Windschatten eine vier Meter hohe Sandfläche aufschütten. Dort wollte er dann mit einer Mischung aus Wohnen, Tourismus und Freizeit seine Investitionen amortisieren. "Visionen sind in Ordnung, aber keine Luftschlösser", begründete Roberts seinerzeit die Ablehnung des Projekts, das auf mindestens 100 Millionen Euro geschätzt wurde.

Helgoland ist die einzige deutsche Hochseeinsel. Sie liegt etwa 62 Kilometer nordwestlich der Elbmündung in der Deutschen Bucht.

Im Jahr 1721 wurden die bis zu 61 Meter hohe Felseninsel und die benachbarte Sandinsel Düne durch eine Sturmflut getrennt. Zusammen sind sie 1,7 Quadratkilometer groß.

Die Gemeinde Helgoland mit etwa 1.500 EinwohnerInnen gehört zum schleswig-holsteinischen Kreis Pinneberg.

Das Wahrzeichen der Insel ist die 47 Meter hohe freistehende Felsnadel Lange Anna.

Nun deutet sich eine Tendenz für eine kleinere Lösung an. Bei der "Sonntagsfrage" am Donnerstag, wie der parteilose Bürgermeister Jörg Singer es nennt, votierte eine deutliche Mehrheit der etwa 150 Teilnehmer für eine schmalere Landbrücke von etwa einem Viertel Quadratkilometer Fläche.

Auf rund 250 Meter Breite würde die rund 1.000 Meter lange Verbindung geschaffen werden. Sie basiert auf einem von vier Szenarien, die in dem seit vorigen Sommer erarbeiteten Regionalen Entwicklungskonzept (REK) vorgeschlagen wurden.

Die Skizze mit dem friesischen Namen "De uurs Lun - iip Weeter" (zu Deutsch: "Das andere Land - auf dem Wasser") sieht vor allem die Nutzung für Tourismus und Freizeit vor. "Helgoland platzt aus den Nähten", sagt der parteilose Bürgermeister Jörg Singer, der seit 1. Januar neu im Amt ist.

Denn unstrittig ist auf der Insel, dass ein zukunftsfähiges Konzept notwendig ist. Die Zahl der Touristen ist von 800.000 vor 40 Jahren auf 300.000 gesunken, die Einwohnerzahl von 2.700 Menschen Anfang der 80er Jahre auf gut die Hälfte. "Wir müssen eine wirtschaftlich sinnvolle Lösung finden für das, was Helgoland in den nächsten Jahrzehnten touristisch braucht", hatte im vorigen Jahr bereits Singers Amtsvorgänger Frank Botter (SPD) klargestellt.

Nun soll eine Projektentwicklungsgesellschaft ab 2012 die Realisierung des Vorhabens in Angriff nehmen. Auch eine belastbare Finanzkalkulation soll aufgestellt werden, möglich ist auch die Beteiligung privater Investoren. Die überarbeitete Detailplanung soll Mitte April auf einer weiteren Einwohnerversammlung debattiert werden, danach sollen die HelgoländerInnen bei einem Bürgerentscheid das letzte Wort haben.

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