THOMAS SANNMANN, ÖKOLANDBAUER UND -LOBBYIST
: Streiter wider die Salatfurcht

■ 53, Hoferbe, Bauer und Mittelständler, sieht die Demeter-Landwirtschaft auch als Vermittlungsfrage.Foto: NDR

In guten Zeiten lässt sich Thoman Sannmann gerne mal vom NDR einladen, um als Kräuterexperte dem TV-Koch Rainer Sass beim Tafelspitz mit grüner Soße zur Hand zu gehen oder die Feinheiten der Sauerstoffmessung beim Profi-Kompostieren nahe zu bringen. Oder er streitet als Frontmann der Initiative „Gentechnikfreie Metropolregion“ für einen Bann von Pflanzen mit manipuliertem Erbgut rund um Hamburg.

Donnerstag aber war kein guter Tag: In deutschen Krankenhäusern starben Patienten an zerfressenen Nieren, und die Zeitungen schrieben, dass daran Gemüse aus dem Norden der Republik schuld sein könnte. Da war der eloquente Demeter-Bauer gefragt.

„Ohne genaues zu wissen“, sagt Sannmann, seien die Nord-Bauern von den Medien „abgestempelt“ worden. Stellvertretend für seine Zunft brachte er den Tag damit zu, Fernsehsendern, Agenturen und Zeitungen zu erklären, warum die Furcht vor norddeutscher Rohkost „ein wenig panisch“ sei. Auf seiner Homepage hatte er da längst dargelegt, dass die Vorstellung, Gülle und Jauche auf Bio-Gemüse könne Quell des Bakterien-Übels sein, nur bei „mittelalterlichen“ Anbaumethoden infrage komme.

Bei Sannmann selbst geht es zwar überaus modern zu, die Angst machte vor seinem 200 Jahre alten Familienbetrieb dennoch nicht Halt: „Auf dem Großmarkt haben viele Kunden nichts mehr abgenommen oder Bestellungen storniert.“ Ein Teil seiner 2.300 Gemüse-Abos sei ausgesetzt worden.

Für ihre Sorgen, schrieb er seinen Kunden, habe er „vollstes Verständnis“. Die Sache mit der Jauche glaubte er aber nicht: „Kein Bauer gießt Gülle über seine fertigen Erzeugnisse.“ Schon gar nicht Sannmann: Auf seine Felder komme nur „hygienisierter Rindermist-Kompost“. Der erhitze sich ganz von selbst auf 70 Grad und töte dadurch alle Keime.

Nein, versichert Sannmann, er habe „keine Angst gehabt“ vor seinem Gemüse. Sicherheitshalber ließ er einige seiner 23 Beschäftigten aber „extra bei den Kunden recherchieren“. Mit erfreulichen Ergebnissen: „Alle waren putzmunter.“ cja