Royaler Glanz fürs Flächenland

AHNENKULT Den einst denkbar engen Verbindungen der Welfenfürsten zum britischen Königshaus soll sich 2014 eine Landesausstellung in Niedersachsen widmen. Für manchen ist sie arg hannoverlastig angelegt

Der Prince of Wales ist eingeladen, nun hofft man auf viele weitere britische Touristen

Als „Großereignis mit internationaler Bedeutung“ wolle man die Geschichte der Personalunion zwischen Hannover und Großbritannien inszenieren: So verkündete es Kulturministerin Johanna Wanka (CDU) gestern in Hannover. Anlass war die Vorstellung des Konzepts für die Landesausstellung, die Niedersachsen 2014 auf die Beine stellt.

5,5 Millionen Euro lässt sich das Land allein die royale Schau mit Ausstellungen in fünf Museen in Hannover und Celle kosten. Hinzu kommt eine weitere Million für ein Graduiertenkolleg in Göttingen, das die von 1714 bis 1837 währende Epoche hannoverscher Herrscher auf Englands Thron erforschen soll. Der Prince of Wales ist bereits eingeladen, nun hofft Wanka auf viele weitere britische Touristen.

Zentrum der Schau soll das bis dahin neu errichtete Museum im hannoverschen Schloss Herrenhausen sein. Begleitausstellungen sind im Landesmuseum, im Historischen Museum, im Deutschen Museum für Karikatur und Zeichenkunst – allesamt in Hannover – sowie im Celler Schloss geplant. Kurator Thorsten Smidt verspricht eine „opulent bestückte“ Schau mit „prächtigen und außergewöhnlichen Objekten“: Neben güldenen Kutschen aus dem Historischen Museums etwa auch Leihgaben aus London.

Argwöhnisch betrachtet werden die Pläne für das Spektakel außerhalb der Landeshauptstadt: Auf die nämlich konzentriere sich das Programm allzu sehr, sagt etwa Wolfenbüttels Bürgermeister Thomas Pink (CDU). Der Wolfenbütteler Abgeordnete und kulturpolitische Sprecher der Linksfraktion, Victor Perli, spricht von einer „überteuerten Regionalveranstaltung“.

In der Tat waren zunächst Ausstellungen im Herzog-Anton-Ulrich-Museum Braunschweig und im Schlossmuseum Wolfenbüttel geplant – beide sind mittlerweile gestrichen, auf Empfehlung des wissenschaftlichen Beirates der Landesausstellung, sagt Ministerin Wanka.

In Wolfenbüttel hätten die herzöglichen Prunkräume des barocken Schlosses das Hofzeremoniell zur Zeit der Personalunion präsentieren sollen. Derzeit werden sie allerdings von einer Schule genutzt, Ersatzräume konnte man nicht beschaffen: „Nicht bezahlbar“ wäre das für die Stadt gewesen, sagt Bürgermeister Pink. Zuschüsse vom Land gab es demnach keine. In Braunschweig wäre es um die Sammlertätigkeit der Welfen gegangen – aus Sicht des wissenschaftlichen Beirats nicht zentral für die Gesamtschau.

Braunschweigs Oberbürgermeister Gert Hoffmann (CDU) hatte für das Ganze ohnehin wenig übrig gehabt: „Ein großer Affront und großer Ärger“ sei die Personalunion für die braunschweigische Linie der Welfen gewesen, erklärte er bereits 2009. Auf den Thron stiegen einst nämlich die hannoverschen Welfen – die Braunschweiger verloren an Bedeutung.

Zum 300. Todestag von Herzog Anton Ulrich will das Museum 2014 dennoch eine Ausstellung präsentieren – abseits der Landesausstellung. Geld aus Hannover ist bereits zugesagt.

Der Linken-Politiker Perli fordert ob des Welfenzwists, das Spektakel komplett abzusagen. Das Thema sei ungeeignet: Statt in die „regionale Adelsgeschichte“, sagt er, solle sich eine Landesausstellung der Geschichte und Lebenswirklichkeit der Beherrschten widmen. THA