Was einen Verein aus Niedersachsen nach Thüringen zieht
: Neue Heimstatt im Osten

Seit 1992 engagiert sich der „Gedächtnisstätte e. V.“ um den Vorsitzenden Wolfram Schiedewitz inzwischen für die „geschichtlichen Wahrheit“ und „Wiederbelebung unsere ureigenen Wertvorstellungen“. Jetzt weitet der Verein aus dem niedersächsischen Seevetal seine Aktivitäten nach Osten aus: Im thüringischen Guthmannshausen kann „Gedächtnisstätte“ nun das „Rittergut“ nutzen. Man habe, schreibt Schiedewitz in einer Einladung, „eine neue Heimstatt“ gefunden.

Für rund 320.000 Euro ging das „Gut“ an eine in Hessen ansässige Käuferin. Dem zuständigen Thüringischen Finanzministerium war daran nichts aufgefallen. „Unglaublich“, sagt Martina Renner, innenpolitische Sprecherin der Linksfraktion im Erfurter Landtag: „Der Verein stellt ein wichtige Schnittstelle der jungen Neonaziszene mit Altnazis, insbesondere notorischen Holocaustleugnern, dar.“

Ein Treffen fand bereits statt in der kleinen Gemeinde nahe Weimar: Am 17. September begrüßte Schiedewitz Ursula Haverbeck im „Rittergut“, gewissermaßen die Grande Dame der alten und neuen Rechten, vor der in der Vergangenheit Verfassungsschutzbehörden in Jahresberichten warnten.

Nach dem Verbot der beiden Haverbeck’schen Vereine „Collegium Humanun“ und „Verein zur Rehabilitierung der wegen Bestreitens des Holocaust Verfolgten“ ist „Gedenkstätte e. V.“ eine der letzen verbliebenen Organisationen in ihrem Netzwerk. Im Internet wirbt der Verein um Spenden auf Konten in Hannover und Bad Pyrmont – oder gleich auf eines in der Schweiz.

Schiedewitz, Landwirtschaftsarchitekt mit Büro-Adressen in Seevetal und Schwerin, will tunlichst „als rechtsextrem“ erscheinen. Eine seiner Büro-Nummern dient auch als die Kontaktnummer für „Gedenkstätte“. Fragen der taz werde er aber allenfalls schriftlich beantworten: „Am Telefon sage ich ihnen nichts.“Hinweis: ANDREAS SPEIT arbeitet als freier Journalist und Autor über die rechte Szene nicht nur in Norddeutschland