Ein Hamburger entdeckt den Norden

KOOPERATION Hamburgs Bürgermeister Scholz schwärmt in Lübeck von Windkraft und Fehmarnbelt-Querung

Als Fan der festen Querung des Fehmarnbelts hat sich Hamburgs Bürgermeister Olaf Scholz (SPD) geoutet. Das Projekt sei ein „geradezu begeisterndes Beispiel für die Fortschritte, die das Über-den-Tellerrand-Schauen in unserer Zeit gemacht hat“, erklärte Scholz er am Mittwochabend in Lübeck. Von der Verkehrsverbindung werde „der ganze Norden profitieren, auch Schleswig-Holstein und die Metropolregion rund um Hamburg“, sagte er auf dem Neujahresempfang der Industrie- und Handelskammer (IHK) zu Lübeck.

In der Hamburger „Schwesterstadt“, so Scholz, war sein Auftritt von Politik und Wirtschaft mit Spannung erwartet worden. Bislang gilt Scholz als ein Hamburger Bürgermeister, der mit dem Norden nicht viel anfangen kann. Dass er in seiner Regierungserklärung am 23. März 2011 die norddeutsche Zusammenarbeit mit keinem Wort erwähnte, wird ihm in Schleswig-Holstein noch immer übel genommen. Für arge Missstimmung zwischen den beiden Nachbarländern hatte jüngst dann die Absicht der Hamburger Messegesellschaft gesorgt, dem nordfriesischen Husum die weltweit bedeutendste Windmesse abzuwerben.

Darauf ging Scholz in seiner Rede vor Ministerpräsident Peter Harry Carstensen (CDU) und 1.700 geladenen Gästen in der Musik- und Kongresshalle nun nicht ein. Beim Ausbau der Windkraft sei aber „gemeinsame Politik“ erforderlich, so Scholz: „Ziel muss sein, Norddeutschland zur weltweit führenden Windenergie-Region zu machen.“

Eine „enge Partnerschaft auf Augenhöhe“ mahnte IHK-Präses Christoph Andreas Leicht bei dem Besuch aus Hamburg an. Nur mit verstärkter Kooperation in Wirtschaft und Wissenschaft und einer gemeinsamen Strategie rund um die Ostsee hätten beide Bundesländer die Chance, „zu den Top-Regionen in Europa aufzusteigen“.  SMV