Die Konsequente

Ein Hörsturz 2010, beim zweiten vor wenigen Wochen hat Kreszentia Flauger, Chefin von Niedersachsens Linksfraktion, auf einem Ohr zeitweise nichts mehr gehört. „Beängstigend“ sei das gewesen, sagt sie. Und zieht Konsequenzen: Zur Landtagswahl 2013, bei der die 46-Jährige bislang als Spitzenkandidatin als gesetzt galt, tritt sie nicht an.

Mit Flauger an der Spitze schaffte die Linkspartei 2008 erstmals den Einzug in den Landtag in Hannover. Wenn sie 2013 um den Wiedereinzug bangen muss, wird ihr die Datenverarbeitungskauffrau und einstige Betriebsrätin fehlen, die erst 2004 in die Politik wechselte und 2005 den Sprung in den Bundestag knapp verpasste. Schwer falle ihr der Rückzug, sagt Flauger. „Ich enttäusche die Menschen nicht gerne.“ Der Stress aber sei zu viel: Ein Landtagsmandat sei ein „Job ohne Feierabend“, rund um die Uhr müsse man erreichbar, stets auf dem Laufenden sein. Vor allem das setze ihr zu, sagt sie, weniger die harten Auseinandersetzungen im Landtag.

Dort ist die Linksfraktion Lieblingsfeind von Schwarz-Gelb – und Flauger als Fraktionschefin meist das erste Angriffsziel. Am Wahlabend 2008 gaben ihr nicht alle Spitzenpolitiker von CDU und FDP die Hand. Noch heute wird Flaugers Fraktion bei jeder Gelegenheit ein ungeklärtes Verhältnis zur DDR und eine vermeintliche Verfassungsfeindlichkeit unterstellt. „Das nervt schon“, sagt sie, „und liegt meistens voll neben dem Thema.“ Zermürbt habe sie der Dauerbeschuss aber nicht. „Am Anfang habe ich das persönlich genommen, mittlerweile finde ich es nur noch schade.“ Und in der Tat: Flauger kann auch zurückschießen. Für die Schwachstellen ihrer Gegner hat sie ein treffsicheres Gespür, dennoch gilt sie als gesprächsbereit – eine gute Mischung für den Politiker-Job.

So ganz mag sie sich davon offenbar noch nicht zurückziehen. Ihr Mandat im Wildeshausener Stadtrat behält sie, auch auf Landesebene wolle sie sich weiter einbringen, kündigt Flauger an, die 2007 bis 2008 Linken-Landeschefin war. THA