Die Vermittlerin

In erster Linie sei sie eine Vermittlerin, sagt die 58-jährige Renate Schnack, die diese Woche zur Minderheitenbeauftragten in Schleswig-Holstein ernannt worden ist. Ihre Aufgabe ist es, die Interessen und Probleme der Minderheiten mit der Landesregierung zu besprechen – all das ehrenamtlich. Gemeint sind damit vor allem die Dänen, Friesen und die Sinti und Roma.

Doch brauchen die Dänen in Zeiten, in denen sie mit der Partei SSW im Landtag vertreten sind, überhaupt noch eine Vermittlerin? „Absolut, denn ich weiß, wie beide Seiten ticken und bin durch meine Ehrenamtlichkeit unabhängig.“

Aufgewachsen ist Schnack, die seit 27 Jahren Mitglied der SPD ist, in Nordfriesland. Im Grenzland hat sie Erfahrungen gemacht, die sie bis heute prägen. „Ich bin quasi Zeitzeugin einer Entwicklung gewesen, in der Deutsche und Dänen gelernt haben, versöhnlich nebeneinander zu leben.“ Studiert hat sie Deutsch und Russisch.

Von 2000 bis 2005 hat sie das Amt schon einmal ausgeübt. Ihr Amt ist angesiedelt in der Staatskanzlei, der Ministerpräsident ist ihr direkter Kontakt. Derzeit lebt sie in Braderup, direkt an der deutsch-dänischen Grenze.

Als Minderheitenbeauftragte sei ihr besonders wichtig, die deutschen Sinti und Roma zu unterstützen: So hat sie das genossenschaftliche Wohnprojekt „Maro Temm“ gefördert, das seit 2007 Sinti und Roma einen Ort zum Leben bietet und auch als Schule dient.

Ferner hilft sie ihnen, ihre Forderungen im Landtag umzusetzen: Die Sinti und Roma fordern zum Beispiel seit Langem, in der Landesverfassung als schützenswerte Minderheit anerkannt zu werden.

Sinti und Roma haben in Schleswig-Holstein mit Arbeitslosigkeit und mangelnder Schulbildung zu kämpfen. „Diese Gruppe ist wie keine andere in der Bundesrepublik unerwünscht“, sagt Schnack. Dem könne man nur mit „aktiver Toleranz“ entgegenwirken, sprich: Auf sie zugehen, mit ihnen sprechen, sie unterstützen, ihnen das Gefühl geben, dass sie Teil der Gesellschaft sind. „Dafür setze ich mich ein.“ AMADEUS ULRICH