Altmaier brüskiert Asse-Gegner

ASSE Geplante Vertragsverlängerung mit dem Abteilungsleiter für Reaktorsicherheit entsetzt Opposition

Der Landrat Jörg Röhmann spricht von einer „ Ohrfeige für die Region“

Wie kaum ein Zweiter verkörpert Gerald Hennenhöfer die Verflechtungen von Politik und Nuklearwirtschaft. Der Abteilungsleiter für Reaktorsicherheit im Bundesumweltministerium gilt als harter Atomlobbyist. Weil er das Rentenalter erreicht, sollte er dieses Jahr eigentlich in Pension gehen. Doch nach NDR-Informationen plant Minister Peter Altmaier (CDU), Hennenhöfer zwei weitere Jahre im Amt zu belassen. Opposition und Anwohner des Atommmülllagers Asse sind entsetzt.

Hennenhöfer leitete bereits von 1994 bis 1998 unter Umweltministerin Angela Merkel die Abteilung Reaktorsicherheit, die für Fragen der Endlagerung und für sicherheitstechnische Standards zuständig ist. Nach dem Regierungswechsel war er Generalbevollmächtigter des Energiekonzerns Viag, der später mit Veba zur E.on fusionierte.

2004 wechselte er in die Anwaltssozietät Redeker Sellner Dahs, für die er auch den damaligen Asse-Betreiber Helmholtz Zentrum vertrat. Die Zustände in dem maroden Atommülllager, so Hennenhöfers Rat, sollten gegenüber der Bevölkerung und dem Landtag vertuscht werden. Es sei „überhaupt nichts davon zu halten, die Asse-Begleitgruppe fortlaufend zu unterrichten“, zitierte die Frankfurter Rundschau aus einem Schreiben Hennenhöfers. Der gelernte Jurist gilt als Gegner einer Rückholung der radioaktiven Abfälle aus der Asse, er befürwortet eine Flutung des maroden Bergwerks.

Der Wolfenbütteler Landrat Jörg Röhmann spricht von einer „Ohrfeige für die Region“, weil Hennenhöfer den Prozess zur Sanierung der Asse massiv beeinflusse. Die Linke im Landtag nennt die Personalentscheidung einen „Skandal“. Hennenhöfer sei ein „Hardliner unter den Atom-Bürokraten“, sagte der Abgeordnete Victor Perli.

Die örtlichen Bürgerinitiativen nehmen Altmaier selbst ins Visier. „Hennenhöfer ist natürlich auch dem Asse II-Koordinationskreis als Atom-Lobbyist bekannt“, sagte Sprecher Andreas Riekeberg der taz. Für das weitere Vorgehen in der Asse sei und bleibe aber „Altmaier persönlich verantwortlich und nicht ein Abteilungsleiter“.  REIMAR PAUL