Unsterbliche vor Gericht

RECHTSEXTREMISMUS Weiß maskiert und im Fackelschein marschierten „Die Unsterblichen“ 2011 durch Hamburg-Harburg. Ein Mitglied der Gruppe steht ab heute vor Gericht

Vor dem Amtsgericht Hamburg-Harburg soll heute ein Verfahren gegen Denny R. beginnen. Die Staatsanwaltschaft wirft dem 29-Jährigen vor, gegen das Versammlungsgesetz verstoßen zu haben. Vor gut anderthalb Jahren soll der rechtsextreme Mann an einer Aktion der Gruppe „Die Unsterblichen“ teilgenommen haben, um vor dem „Volkstod“ der Deutschen zu warnen.

Nach Polizeiangaben marschierten rund 30 Rechtsextreme am 17. Dezember 2011 mit brennenden Fackeln und weißen Masken in Dreierreihen durch die Eißendorfer Straße und skandierten die Parole „Volkstod stoppen“. Mit einem Megafon sollen dabei auch fremdenfeindlichen Parolen gerufen worden sein, sagte der Sprecher des Hanseatischen Oberlandesgerichts Hamburg. Eine Polizeistreife hatte den Marsch bemerkt.

Anschließend nahmen die Beamten von 17 Personen die Personalien auf – von drei Frauen und 14 Männern im Alter von 18 bis 40 Jahren. „Ich hatte Angst“, hatte eine Anwohnerin damals der Polizei gesagt.

Zwischen 2011 und 2012 haben autonom-nationalistisch ausgerichtete Rechtsextreme bundesweit mindestens 21 „Volkstod“-Aufmärsche veranstaltet. In Harburg waren vor allem Aktivisten der „Weiße Wölfe Terrorcrew/ Hamburger National Kollektiv“ (WWT/HNK) beteiligt. Am 3. Dezember 2012 hatte die Polizei die Wohnungen mutmaßlicher Mitglieder in Hamburg, Hannover, Buchholz, Schneverdingen und Tostedt durchsucht. Dabei fanden sie Baseball-Schläger, Schreckschuss- und Gaswaffen, Rechtsrock-CDs und eine Fahne mit dem SS-Wahlspruch „Meine Ehre heißt Treue“ samt Totenkopf und Hakenkreuz.

Der Bundesanwalt wirft Denny R. vor, an der Gründung der terroristischen Vereinigung „Werwolf-Kommando“ beteiligt zu sein. Die Gruppe soll ein Verschlüsselungsprogramm entwickelt haben, um „konspirativ kommunizieren zu können“, erklärte der Bundesanwalt. Nach einem Streit soll R. die WWT/HNK verlassen haben – nicht aber die Szene. Bei Aufmärschen fotografierte er Gegendemonstranten, im Internet betreut er Twitter- und Youtube-Accounts für die Szene.  ANDREAS SPEIT