Konsequenz aus NPD-Studentin gefordert

LEHRE Studierende der Uni Hannover fordern einen eigenen Lehrstuhl für Rassismusforschung

„Die Debatte muss von der Person Christina Krieger gelöst werden“

CHRISTOPH MÜLLER, STUDENT

An der Leibniz-Universität in Hannover wird seit Wochen über den richtigen Umgang mit rechtsextremen Kommilitonen diskutiert. Die Studierendenschaft fordert nun Konsequenzen von der Universitätsleitung. „Die Uni muss sich wissenschaftlich mit dem Problem auseinander setzen“, sagt Christoph Müller.

Müller stellte in der gestrigen Vollversammlung der Studierendenschaft einen Antrag zur Schaffung eines neuen „Lehrstuhls mit Schwerpunkt Nationalismus-, Rassismus- und Antisemitismusforschung.“ Es sei ein Skandal, dass die Uni vor einigen Jahren mit der kritischen Sozialpsychologie und den Gender-Studies genau die Studienfächer, die sich mit dem Thema intensiv beschäftigten, abgeschafft habe. Die rund 200 anwesenden Studierenden stimmten geschlossen für den Antrag.

Auslöser für die Debatte zwischen Professoren und Studierenden war eine Protestaktion gegen die NPD-Frontfrau Christina Krieger. Die 23-Jährige studiert seit Oktober Politikwissenschaft an der Leibniz Universität. Im Oktober entlarvten rund zehn Unbekannte die 23-Jährige in einer Vorlesung als NPD-Unterbezirksvorsitzende und Sympathisantin der mittlerweile verbotenen Gruppierung „Besseres Hannover“. Die Universität verurteilte diese „denunziatorische Form der Protestaktion“ scharf.

Die darauf folgende kontroverse Debatte habe verdeutlicht, wie viel Hilflosigkeit bei diesem Thema herrsche, sagt Müller. Nun müsse die Diskussion von der Person Christina Krieger gelöst werden. „Ausgrenzungsideologien sind auch in der Mehrheitsgesellschaft weit verbreitet“, sagt Müller. Auch Uni-Präsident Erich Barke sprach sich in der vergangenen Woche für eine gemeinsame Bekämpfung rechtsradikaler Tendenzen an der Universität aus – im Gegensatz zu der Aktion gegen Krieger aber mit „offenem Visier“. REA