Oma gegen Gema

Drei Festnetz-Nummern besitzt Helga von Assel, und in diesen Tagen klingelt eigentlich ständig einer der Apparate: Mal ist das ZDF dran, mal die Süddeutsche, und alle wollen die Geschichte der Frau hören, die sich mit der Gema angelegt hat.

Die „Gesellschaft für musikalische Aufführungsrechte“ hat von Assel eine Rechnung geschickt – wegen eines offenen Singkreises, der sich in ihrem „Kulturcafé“ in Fahrdorf an der Schlei trifft. Die Runde besteht aus Hochbetagten, die meisten leben in Altenheimen. Sie singen „Hoch auf dem Gelben Wagen“ oder „Kein schöner Land“, was eben alle so kennen.

Helga von Assel, selbst 77, freut sich über die Gäste, sie will Gutes tun mit ihrem Café. Gerade für die Älteren seien diese Angebote wichtig, viele von ihnen seien fast mittellos. Selbst die fünf Euro, die für Kaffee und Kuchen eingesammelt werden, könne nicht jede der Damen aufbringen: „Die halten sich den ganzen Nachmittag an einer Tasse Kaffee fest, traurig ist das.“

Die von Assels waren immer engagiert, doch dass Helga von Assel auf einmal eine Mediengestalt geworden ist, kam dennoch überraschend. Sie erzählt wieder und wieder die Geschichte: Wie der Brief der Gema kam mit der Forderung, 24,80 Euro pro Treffen zu zahlen. Wie sie versuchte, die Sache zu klären, aber die Verwertungsgesellschaft weitere Forderungen stellte, etwa, dass eine Liste der Lieder eingereicht wird, die gesungen werden.

Von Assel lud die Gema ein, jemand vorbeizuschicken, das lehnte die Gesellschaft ab – zu aufwändig. „Und nun behaupten die, ich hätte mich gleich an die Presse gewandt, statt zu reden“, sagt Helga von Assel empört. Dabei wollte sie eigentlich nur, dass die Zeitung den Singkreis nicht ankündigt – der Lokalredakteur hörte „Alte“ und „Gema“ und war unterwegs.

Inzwischen bedauert die Gema den Irrtum: Offenbar sei die Sing- und Kaffee-Runde doch keine öffentliche musikalische Veranstaltung. Helga von Assel bleibt skeptisch: Zurückgezogen wurde nur eine Rechnung. Und der Singkreis? Ist ausgefallen. Angesichts des Medienrummels trauten sich Damen und Herren nicht ins Café.  EST