Tintenfische im Frost

SAMBA-KARNEVAL Der 25. Umzug stand unter dem Motto „Land unter“ – 15.000 Menschen sahen ihn

Trillerpfeifen schrillen über den Marktplatz, das Dröhnen von Trommeln hallt von den Hauswänden. Kostümierte Tintenfische und Meereskorallen staksen durch die Menge, Müllmänner hämmern auf Tonnen, bis das Trommelfell schmerzt.

Doch statt Partystimmung herrschte bei vielen der etwa 15.000 Besucher Zurückhaltung. „Bei solcher Musik muss man doch eigentlich mitgehen, feiern, schreien“, meint ein Zuschauer irritiert. Er lässt seinen Blick über die Menge schweifen. „Norddeutschland eben“, seufzt er. „Schade für die Künstler. Die machen sich viel Mühe und bekommen so wenig zurück vom Publikum.“ Dies mag an den frostigen Temperaturen gelegen haben. Dabei war das Wetter noch gnädig: Bis zur letzten Sekunde hatten die Organisatoren gezittert, denn bei vereisten Straßen hätten die Stelzenläufer nicht antreten können. Erst in letzter Sekunde kam die erlösende Nachricht: Das Wetter hält, kein Eisregen in Sicht.

Zum diesjährigen 25. Jubiläum sind 2.000 Aktive aus mehr als 120 Musik- und Künstlergruppen angereist. Sie kamen aus ganz Deutschland, den Niederlanden, Dänemark und Luxemburg. Das Oberthema lautete „Land unter“. Ein ernstes, politisches Thema, das auf den ersten Blick nicht zur heiteren Samba-Stimmung passt. Doch der Bruch ist geplant: „Wir wollen Kontraste schaffen“, sagt Organisator Kai-Erik von Ahn.

Folgerichtig orientieren sich auch die meisten Kostümierungen am Themenkomplex „Wasser“. Liebevoll entworfene Fisch-Outfits ziehen vorbei an den Zuschauermassen, orangene Riesenkraken schlängeln mit ihren monströsen Tentakeln. Und stets wird die Pracht untermalt von mitreißenden Samba-Rhythmen. L. Osteneck (dpa)