Fünf Tonnen Biomasse im Jahr

UMWELT Bremer Unternehmen starten mit Jacobs University Pilotprojekt: Mikroskopisch kleine Algen sollen massenhaft Kohlenstoffdioxid fixieren

„Mikroalgen haben eine deutlich größere Photosynthese-Leistung, als andere Pflanzen“

Claudia Thomsen, wissenschaftliche Geschäftsführerin, Phytolutions

In Bremen ist ein Pilotprojekt für den Klimaschutz in Betrieb genommen worden. Auf dem Gelände der Wollkämmerei in Blumenthal steht ein 500 Quadratmeter großer Bioreaktor, gefüllt mit Mikroalgen, der künftig große Mengen Kohlenstoffdioxid (CO[2]) fixieren und so die Luft reinigen soll.

Das Ganze ist eine Zusammenarbeit der beiden Bremer Unternehmen Phytolutions und Brewa sowie der Jacobs University. Finanzielle Unterstützung gab es von der Bremer Wirtschaftsförderung mit insgesamt 250.000 Euro – sprich: Die Hälfte der Gesamtinvestition trägt die öffentliche Hand.

Die durchsichtigen Photobioreaktoren enthalten ein Salzwasser-Algen-Gemisch, das unter ständigem Sonneneinfluss steht. So können die Algen Photosynthese betreiben, die Basis des Projekts. Die Algen binden CO[2]unter der Zufuhr von Licht und geben dabei Sauerstoff ab. In Blumenthal dienen dabei Industrieabgase aus dem benachbartem Müllheizkraftwerk, die direkt in den Reaktor geleitet werden, als CO[2]-Quelle. Eine durchaus sinnvolle Wiederverwendung eines Abfallprodukts, sagte Bremens Umweltsenator Reinhard Loske (Grüne) bei der Eröffnung der neuen Anlage am Mittwoch.

Aber warum ausgerechnet Mikroalgen, wo diese Pflanzen doch nur wenige Millimeterbruchteile groß sind? „Mikroalgen haben eine sieben- bis zehnfach höhere Wachstumsrate als andere Pflanzen, und schnelleres Wachstum bedeutet größere Photosynthese-Leistung“, erklärt Claudia Thomsen, wissenschaftliche Geschäftsführerin von Phytolutions.

Erreicht die Algensuspension in den Bioreaktoren die gewünschte Dichte, werden Algen und Salzwasser wieder getrennt – übrig bleibt Biomasse, die wiederum als Energieträger oder Baumaterial verwertet werden kann. Damit können Mikroalgen ein Vielfaches mehr an Energie erzeugen, als beispielsweise Raps oder Mais. Das Unternehmen geht davon aus, dass bei optimalem Verlauf die 500 Quadratmeter große Pilotanlage künftig pro Jahr fünf Tonnen Biomasse produziert. Dabei würden zehn Tonnen CO[2]gebunden werden.

Doch wie steht es mit der Energiebilanz, was geschieht mit dem Abwasser? Claudia Thomsen: „Es gibt kein Abwasser. Es wird direkt ins System zurückgeführt und neu verwendet, wir recyceln.“ Noch ist es so, dass etwa ein Drittel der erzeugten Energie für die Produktion benötigt wird. Der Wert soll laut Unternehmensleitung aber noch verbessert werden. MARCEL WAALKES