„Da mischen sich viele Gene“

ALTE MUSIK Hille Perl (Gambe) und Ludger Rémy (Virginal) treten im ehemaligen Sendesaal auf

■ ist seit 2002 Professorin für die Instrumente der Gambenfamilie an der Bremer Hochschule für Künste.

taz: Frau Perl, wie fühlt es sich an, im August ein Weihnachtskonzert zu geben?

Hille Perl: Gut! Wir spielen heute Abend ja nicht „Am Himmel hoch“ oder so etwas. Unser Konzert wird zwar am 25. Dezember im Nordwestradio gesendet, ist aber nicht jahreszeiten-spezifisch.

Außerdem bietet es Gelegenheit, Sie mal zu fragen, ob Sie tatsächlich eine Nachfahrin von Klaus Störtebecker sind.

Tatsache ist, dass meine Mutter eine geborene Störtebecker ist. Aber ob das wirklich auf den Seeräuber zurückgeht, gibt der Stammbaum nicht sicher her.

Ein so grobschlächtiger Vorfahr prädestiniert auch nicht wirklich zu einer feingliedrigen Fertigkeit wie dem Gambenspiel.

Immerhin würden gut 500 Jahre dazwischen liegen, da können sich viele Gene mischen. Zumindest ist bekannt, dass meine Vorfahren mütterlicherseits alle Bauern und Schnapsbrenner waren.

Recht betrachtet passt auch Störtebecker wieder ins Bild: Viele Künstler der Renaissance und des Frühbarock, Ihren Spezialgebieten, hatten ordentlich was auf dem Kerbholz. Das „Fitzwilliam Virginal Book“, aus dem bei Ihrem Konzert unter anderem gespielt wird, ist beispielsweise im Londoner Gefängnis entstanden.

Wollen Sie mich damit fragen, ob ich auch zur Kriminalität neige?

Es geht eher um die Suche nach einer Überleitung zu ihrem heutigen Programm.

Also, Künstler können durchaus extreme Charaktere sein. Aber vermutlich wird es geschichtlich einfach auch besser dokumentiert, wenn ein Komponist wie Gesualdo seine Frau umbringt, als wenn das ein Metzgermeister macht.

Interview: HENNING BLEYL

„Harmonien der Welt“: 20 Uhr im Sendesaal, Spitta-Allee 45. Als „Weihnachtskonzert “ am 25. 12. um 20.05 Uhr im Nordwestradio