„Nicht nur Opferrolle“

DOKUDRAMA Ein Film über das Leben des Emdener Juden und Widerstandskämpfers Max Windmüller

■ 62, ist Filmemacher, unter anderem wurde er mit „Verrückt nach Paris“ bekannt.

taz: Herr Besuden, warum haben Sie einen Film über jüdischen Widerstand gedreht?

Eike Besuden: Als ich die Geschichte von Max Windmüller vor 10 Jahren gehört habe, wollte ich sie sofort machen. Damals hat sich aber keiner der öffentlich-rechtlichen Sender dafür interessiert.

Warum?

Man sagte mir, dass die Zuschauer von Nazi-Filmen erstmal übersättigt seien. In Israel gibt es ein ähnliches Problem. Unser israelischer Ton-Mann und auch einige der von uns intervieweten Zeitzeugen, wunderten sich, dass das Interesse an dem Thema in Deutschland wieder erwacht ist. Ihre Kinder hätten alle genug von den Holocaust Geschichten. Haben Sie dafür eine Erklärung?

Das hängt sicherlich auch damit zusammen, dass sie von der Opferrolle loskommen wollen, die sie ja in den meisten Shoa-Szenarien einnehmen. Heute, mit einem eigenen Staat, sind sie ja auch in einer ganz anderen Position als damals.

Ist Max Windmüller kein Opfer?

Doch natürlich, aber er ist eben viel mehr als nur das. Er setzte sich zur Wehr. Windmüller und die anderen jungen Leute, mit denen er zusammen arbeitete, hatten eigentlich keine Chance gegen das System, trotzdem haben sie versucht etwas zu ändern. In der ersten Zeit organisierten sie vor allem Verstecke. Später gingen sie dazu über, Papiere zu fälschen und die Leute außer Landes zu bringen.

Was war die größte Herausforderung bei der Produktion des Films?

Die Interviews mit den Zeitzeugen. Einige erzählten mir, dass sie nach unserem Gespräch tagelang Alpträume hatten.Wenn man merkt, dass die Leute auch 60, 70 Jahre danach ihre Erlebnisse immer noch nicht verarbeitet haben, trägt man als Filmemacher eine große Verantwortung, aus dem Erzählten auch etwas Sinnvolles zu machen. INTERVIEW: ani

Schauburg, Sonntag, 11 Uhr