Werder-Fans wütend

Ostkurvensaal-Prozess Hunderte Fußballfans und Antifas kommen zur Demo gegen rechte Hooligans

Rund 500 Menschen haben am Mittwoch an einer Demo gegen den Umgang der Justiz mit rechtsradikalen Hooligans teilgenommen. Am Tag vor der Fortsetzung des Ostkurvensaal-Prozesses sammelten sie sich gegen 17 Uhr am Weserstadion und zogen zum Amtsgericht. Es könne nicht sein, dass Fans, die für eine antirassistische Fußballkultur aktiv seien, „bis ins Stadion verfolgt und zusammengeschlagen werden“, sagte ein Redner.

Die Demonstranten wehren sich dagegen, dass sieben Neonazis wegen des Überfalls auf eine Feier der linken Gruppe Racaille Verte im Januar 2007 mit nur geringen Strafen davonkommen sollen: „Rechte Gewalt darf nicht als szenetypischer Konflikt verharmlost werden.“

Auch der SV Werder Bremen unterstützte die Demo. Fanbeauftragte liefen mit. Präsident Klaus-Dieter Fischer erklärte in einer Pressemitteilung: „Dort, wo es sinnvolle Initiativen gegen Rassismus und Gewalt gibt, steht der SV Werder Bremen zu 100 Prozent dahinter.“ Eine Konsequenz scheut der Verein jedoch: Ein Stadionverbot gegen die Nazi-Hools wurde bis heute nicht verhängt. Derweil wehrt sich die Bremer Justiz gegen Richterschelte. Die Vorsitzende des Vereins Bremischer Richter und Staatsanwälte, Karin Goldmann, wirft dem Grünen-Fraktionschef Matthias Güldner vor, den Grundsatz der Gewaltenteilung nicht zu beachten.

Güldner hatte das bisherige Verfahren und die Ermittlungsdauer von viereinhalb Jahren als „Justizskandal“ bezeichnet – auch deshalb, weil letzte Woche vermummte Nazi-Hools im Gericht unbehelligt Zuschauer einschüchterten und fotografierten. Schon vor Prozessbeginn waren aussagewillige Zeugen des Überfalls immer wieder bedroht worden. Für den heute weitergehenden Prozess hat das Amtsgericht strenge Sicherheitsauflagen verfügt. CHRISTIAN JAKOB