Krach um Medien-Kooperation

MEDIENMONOPOL Radio Bremen will seine buten&binnen-Filme offenbar auch auf fremden Internet-Seiten präsentieren. Im Rundfunkrat wird darum sowohl argumentativ als auch emotional gerungen

Die neue WK-Chefredakteurin kommt von buten&binnen, schied dort im Streit aus – ihre Wahl wurde mit ihrer Video-Kompetenz begründet

Warum, das wollte Bremens Verbraucherschützerin und Rundfunkratsmitglied Irmgard Czarnecki in der nichtöffentlichen Sitzung wissen, steht das Thema „Kooperation zwischen Radio Bremen und dem Weser-Kurier“ nicht auf der Tagesordnung? Intendant Reinhard Metzger, so berichten Teilnehmer, ging regelrecht hoch bei dieser Frage – er sah darin offenbar einen Akt des Misstrauens. Es brauchte einige Minuten, bis sich die Gemüter wieder beruhigten, Tränen sollen geflossen sein.

Eigentlich sei das Thema keine Aufregung wert, sagt der Intendant später auf Nachfrage: Seit anderthalb Jahren gebe es Gespräche über eine solche Kooperation. Radio Bremen wolle „seine guten Beiträge auf so vielen Plattformen wie möglich unters Volk bringen“, sagt Metzger, andere Rundfunkanstalten machten das auch. Nichts von strategischer Bedeutung also, wo der Rundfunkrat ein Mitspracherecht hätte. Und da es nichts Neues zu berichten gab, sei auch kein Anlass für einen Tagesordnungspunkt „Bericht“.

„Wir haben einen wichtigen Sender in Bremen und eine große Tageszeitung“, sagt Rundfunkratsmitglied Jörg Güthler – „die sollten weiterhin miteinander konkurrieren“. Kooperationen, die zu einem Informationsmonopol führen könnten, müssten verhindert werden. Der Rundfunkrat wisse, dass es Gespräche gibt, wisse aber nicht, was da verhandelt wird. „Wir wollen informiert werden, bevor ein Abkommen unterschrieben wird“, sagt Güthler.

Klar ist, dass kein Geld fließen soll, der Weser-Kurier würde auf der eigenen Webseite kurze buten&binnen-Filme anbieten. „Eine Minute 30 Sekunden ist für uns die Obergrenze“, sagt Weser-Kurier-online-Geschäftsführer Jens Tittmann. Dass es Gespräche mit Radio Bremen gibt, sei dabei keineswegs als Signal gegen die Zusammenarbeit mit dem Privatsender Center TV zu verstehen. Die EWE ist als Gesellschafterin zwar bei Center TV ausgeschieden, eine 100-prozentige EWE-Tochter hat aber die Anteile übernommen, kein Rückzug des Energieunternehmens also. Seitdem der Journalist Christoph Sodemann als Chefredakteur ausgeschieden ist, haben die politischen Themen bei Center TV noch weiter abgenommen. Diese Lücke könnte mit buten&binnen-Filmen geschlossen werden.

Die neue WK-Chefredakteurin Silke Hellwig kommt allerdings selbst von buten&binnen, ist dort im Streit ausgeschieden – und ihre Wahl wurde ausdrücklich mit ihrer Video-Kompetenz begründet. Der Weser-Kurier hat vor Monaten stolz gemeldet, dass er einen Ü-Wagen habe. Selbst wenn der Weser-Kurier derzeit Interesse an buten&binnen-Filmen hätte, sei damit nicht gesagt, dass er das auch in zwei Jahren noch habe, sagt Metzger.

Beim Weser-Kurier winkt man ab und verweist auf das bei Radio Bremen bestehende Interesse. Nachrichten-Filme werden derzeit auf der Internetseite des Weser-Kurier nur versteckt angeboten. Wer zum Beispiel nach dem Stichwort CDU sucht, muss erst einen Werbefilm abspielen – und bekommt neueste bewegte Nachrichten aus dem Mai 2011.

kawe