Kein Smartphone zu Weihnachten

PäDAGOGIK Der Bremer Medienpädagoge Markus Gerstmann warnt vor langen Zeiten am Bildschirm und empfiehlt die 3-6-9-Regel. Bis drei Jahre hätten Kinder vor Handys und Monitoren nichts verloren

Smartphones stehen nach den Erfahrungen des Bremer Medienpädagogen Markus Gerstmann oft an erster Stelle auf den Wunschzetteln von Kindern und Jugendlichen. Die intelligenten Telefone sollten aber nicht zu früh unter den Weihnachtsbaum gelegt werden, sagt Gerstmann. „Ein Alter von elf oder zwölf Jahren, das ist zu früh.“ Mit einem Smartphone potenzierten sich die Zeiten, zu denen Kinder und Jugendliche online seien.

Gleichwohl gelte ein Smartphone gerade unter jungen Leuten als Statussymbol. „Es ist das moderne Taschenmesser, das alles kann“, sagte Gerstmann, der beim Bremer „ServiceBureau Jugendinformationen“ arbeitet. Die Touchhandys beherrschten Spiele und böten über kleine Programme Zusatznutzen. Sie könnten Songtitel erkennen oder Lautstärken messen, funktionierten als Taschenlampe genauso wie als Wasserwaage. „Das finden Kinder absolut faszinierend.“

Am liebsten seien sie mit den Multimedia-Telefonen online in sozialen Netzwerken wie Facebook unterwegs, chatteten oder surften auf Youtube. Gerstmann warnte davor, dass iPhone und Co die täglichen Bildschirmzeiten drastisch verlängerten, zu denen auch die Stunden vor Computer und Fernseher zählten. „Die Kinder müssen Grenzen kennen, die dann auch durchgesetzt werden.“

Der Bremer Experte erinnert in diesem Zusammenhang an die sogenannte 3-6-9-Regel. Bis drei Jahren hätten Kinder nichts vor einem Bildschirm verloren, „bis sechs nur zu einer Sendung mit Begleitung“. Ab neun Jahren könne es erste Internetzeiten geben – „aber nur mit den Eltern“. Ab zwölf Jahren könnten sie im Netz eigene Wege gehen. Die Eltern sollten sich aber dafür weiterhin interessieren. „Beispielsweise, indem sie sich von ihnen Dinge erklären oder gute Facebook-Seiten vorstellen lassen.“

Smartphones seien nicht nur in der Anschaffung teuer, auch die laufenden Kosten seien aufgrund der dafür nötigen Flatrate hoch, fügte Gerstmann hinzu. „Da muss auch klar über Geld geredet werden.“ Es sei die Frage, ob ein Weihnachtsgeschenk, das sich im Endeffekt auf mindestens 400 oder 500 Euro summiere, sinnvoll sei in einem Alter von zwölf oder 14 Jahren. epd