Burlesque Varieté: The Pretty Things Peepshow
: Rasierklingen schlucken, Feuer spucken, ausziehen

Als die beiden Sowjetrussen Ilja Ilf und Jewgeni Petrow 1935 in offizieller Mission die Vereinigten Staaten von Amerika erkundeten, besuchten sie pflichtbewusst auch eine Burlesque-Show. In ihrem sehr lesenswerten und unterhaltsamen Buch „Das eingeschossige Amerika“ schildern sie ihr Befremden über diese Art der Unterhaltung. „Arbeit kann Kopfschmerzen bereiten. Vergnügungen können das auch“, schreiben sie. Weder zu singen noch tanzen seien die Damen in der Lage – aber darauf kam es schließlich auch nicht an. Mehr als ein Dutzend Striptease-Tänze ließen die beiden über sich ergehen, ihr vernichtendes Fazit lautete: „Das Schauspiel ist so unerotisch wie die Serienproduktion von Staubsaugern oder Rechenmaschinen.“

Heute wirkt diese Form der Unterhaltung angesichts der Verfügbarkeit pornographischen Materials jeglicher Art geradezu relativ gesittet. Die Popularität von Burlesque mag daher durchaus auch mit einem gewissen nostalgischen Charme zu tun haben.

Die „Pretty Things Peep Show“, die heute Abend in der Lila Eule zu sehen ist, verbindet den erotischen Auszieh-Tanz allerdings mit Elementen der so genannten Sideshows, in denen Burlesque, Freak-Show und andere Formen der Unterhaltung die unteren Stände erheiterten: Entfesslungstricks, Schwertschlucken, Feuerspucken, Comedy und andere Attraktionen haben die Akteure und Akteurinnen im Portfolio. Für die aktuelle Tour wurde die englische Burlesque-Tänzerin Rachel Renegade verpflichtet, die angeblich auf der Bühne am liebsten Rasierklingen schluckt.

■ Donnerstag (heute), 20 Uhr, Lila Eule