„Er spielt mit der Perspektive“

VORTRAG Rainer Bellenbaum und Sabeth Buchmann beleuchten die Funktion der Fotografie im Film

■ 54, ist Medienwissenschaftler, Autor und Filmer von dokumentarischen und experimentellen Kurzfilmen.

taz: Herr Bellenbaum, welche Überschneidungen haben denn Fotografie und Film – die Fotografie ist doch eigentlich ein eigenes Gebiet in der Bildenden Kunst?

Rainer Bellenbaum: Ja, aber es gibt im Avantgarde-Film „Fotofilme“, also Filme, die anhand von Fotografien gemacht sind. In „Nostalgia“ hat der Amerikaner Hollis Frampton zum Beispiel Fotos gefilmt, die auf einer Herdplatte verbrennen. Oder Filme über das Fotografieren an sich; Harun Faroki hat einen Film über die Arbeit in einem Fotostudio gedreht. Und dann gibt es auch statische Aufnahmen, die einfach nur ein Foto zeigen.

Um was geht es denn in diesem Fall, was steht da im Vordergrund: das Foto oder der Film?

Der Film, denn der bewegt sich trotz des scheinbaren Stillstandes ja trotzdem. Das sieht man anhand von tanzenden Staubteilchen oder sich veränderndem Licht und natürlich nicht zuletzt durch den Ton – und dadurch, dass der Film ja selbst eine Aneinanderreihung von einzelnen Bildern ist: 24 Fotos pro Sekunde erzeugen eine Bewegung.

Trotzdem widmet er sich ausschließlich einem einzigen Bild, das wiederum auch nur eine fotografische Aufnahme ist. Ist das Foto hier nur der Ersatz eines Gegenstandes, also ein Mittel, größtmögliche Distanz zwischen Betrachter und Gegenstand zu erzeugen?

Ich denke, es geht schon um das Foto, um die Einflussnahme auf seinen Betrachter: Hier entscheidet nicht er, sondern der Film, wie lange das Foto zu sehen ist. Der Film spielt mit der Entscheidung des Betrachters, er spielt mit der Perspektive des Fotografen, verändert sie vielleicht sogar.

Und wie ist es umgekehrt, also mit Fotografen, die sich auf den Film beziehen?

Ja, da gibt es natürlich auch eine Menge. Aber das wird nicht der Schwerpunkt unseres Vortrages sein. Der wird übrigens dialogisch: Während ich aus der Sicht des Medienwissenschaftlers argumentiere, nimmt Sabeth Buchmann eine kunsthistorische Perspektive ein.INTERVIEW: SCHN

20 Uhr, Galerie im Foyer der Arbeitnehmerkammer, Bürgerstr. 1