„Tierqual hoch drei“

TIERE Das Aktionsbündnis „Fair für Tier und Mensch“ wird auf dem Ziegenmarkt aktiv

■ eines von 596 Millionen, höchstens ein paar Monate alt – älter werden Masthühnchen in Deutschland nicht. Die Fragen beantwortete Gaby Schwab vom Bremer Tierschutzverein.

taz: Frau Schwab, Sie informieren heute auf dem Ziegenmarkt über die Fleischproduktion. Haben Sie den Ort wegen der dortigen Tierplastik gewählt, oder weil Rewe dort ist?

Gaby Schwab: Wegen Rewe. Da denkt der Verbraucher immer: Hier ist alles gut, frisch und fair. Aber in Wirklichkeit wird dort auch unter qualvollen Bedingungen produziertes Billigfleisch verkauft.

Aber Rewe hat doch das Planet-Label ...

Das beschränkt sich ganz überwiegend auf Gemüse und Obst. Das Fleisch jedoch stammt zum allergrößten Teil von der Firma Brandenburg. Und das bedeutet: Intensivhaltung und Tierqual hoch drei. In der Wahrnehmung der Verbraucher jedoch rutscht das Rewe-Fleisch mit in das „Planet“-Marketing rein.

Sind die anderen Discounter denn besser?

Nein – aber Rewe hat nun mal einen sehr großen Marktanteil und investiert in dieses Fairness- und Frische-Image. Aber wenn man als Verbraucher eine 400- Gramm-Fleischschale für 2,50 Euro in der Kühltruhe vorfindet – dann könnte einem doch bewusst werden, dass da irgendwo der Wurm drin sein muss. Das gilt vor allem für die Hühnerfleisch-Produktion. In Deutschland werden pro Jahr dreieinhalb Millionen Rinder geschlachtet, 58 Millionen Schweine – und 596 Millionen Masthühner. Das ist dann das Billigste vom Billigen. Die Konsumenten könnten sich zudem mal klar machen, welche Mengen etwa an Antibiotika sie selbst schlucken, wenn sie all’ diese Masttiere essen.

Interview:
HENNING BLEYL

Stand: 11 bis 16 auf dem Ziegenmarkt im Steintor. Das Aktionsbündnis „Fair für Tier und Mensch“ wird vom Tierschutzverein, dem BUND und dem Bremer Entwicklungspolitischen Netzwerk (BEN) getragen