Ein inspirierender Diktator

TANZTHEATER Mit „Mobutu choreografiert“ hat eine musikalisch-performative Recherche über den schillernden afrikanischen Herrscher mit der Leopardenmütze Premiere

Mobutu nannte sich „Der Hahn, der von Eroberung zu Eroberung schreitet, ohne Angst zu haben“

Natürlich hat einer wie Mobutu viel Potenzial fürs Theater. Aber auch fürs Tanztheater?

Mobutu, der sich später „Der Hahn, der von Eroberung zu Eroberung schreitet, ohne Angst zu haben“ nannte, Mobutu also war zwischen 1965 und 1997 Präsident des Kongo, das er damals Zaire nannte. Ein Operettendiktator mit Leopardenmütze und politischer Unterstützung in Ost und West. Der „Inbegriff durchgedrehter Despotie“, wie ihn der Spiegel mal nannte.

Knut Klaßen und Monika Gintersdorfer versuchen, mit „Mobutu choreografiert“ die politische Inszenierung des Herrschers in eine Performance zu übersetzen und uns zugleich die afrikanische Welt im Kleinen und Großen etwas näher zu bringen. Weil man dabei viel erzählen und dann auch noch übersetzen muss – die vier afrikanischen Tänzer sprechen ja französisch – ist es erst mal recht viel Sprechtheater mit etwas Bewegung dazu. Inhaltlich und konzeptionell schließen die beiden Artists in Residence am Theater Bremen dabei an ihr Stück vom „Internationalen Staatsgerichtshof“ an, das 2012 zu sehen war.

Ebenso wie dort agieren die Tänzer hier auf einer nahezu leer geräumten Bühne, einzig eine Fahne dient hier kurz als Requisite. Auch andere Inszenierungsideen hat man bei Gintersdorfer/Klaßen schon mal gesehen: die nur anscheinend spontan auf der Bühne synchron übersetzten Texte etwa, mit Stocken, mit Fehlern. Und Gruppenchoreografien, in denen es um Synchronie geht, ohne dass das annähernd funktionieren würde. Das kann man als stilbildend ansehen. Oder als Wiederholung. Zwischendrin kann der Abend dafür wunderbar ironisch sein. Oder einen nebenbei an spannendem Smalltalk über allerlei Grundlegendes teilhaben lassen.

Das sechsköpfige deutsch-kongolesisch-ivorische Ensemble ist eben sehr heterogen. Und das soll man auf der Bühne sehen. Diese Sperrigkeit, sie ist gewollt, und so sind auch die Tanzchoreografien beiläufiger und bisweilen weniger fließend, weniger rund, weniger virtuos, als man sie aus anderen Inszenierungen kennt.

Andererseits gewinnt die Performance, weil sowohl Patrick Mbungu als auch Francis Parfait Taregue oder Franck Edmond Yao alle noch eine zweite Karriere als Musiker haben – und auch in Mobutus Regime spielte die Musik ja stets eine wichtige Rolle. Dieser Teil der Performance hätte noch stärker werden dürfen.

In dem Thema wäre noch mehr drin gewesen. Trotzdem: Der Abend ist gelungen.  JAN ZIER