REGENPAUSE IM ZDF
: Réthy ganz groß

ERIK PETER

Blitze live aus Donezk zeigte das ZDF am Dienstagabend zur besten Sendezeit. Während die Teams aus Frankreich und der Ukraine, die nach vier Minuten Spielzeit zurück in die Katakomben geschickt wurden, der Dinge harrten und sich der Rasen in der Dombass Arena angesichts der sintflutartigen Gewitterschauer in ein Matschfeld verwandelte, blieb Kommentator Béla Réthy on air. Um ihn herum auf der Pressetribüne wurde es immer leerer, aber der in Plastiktüten Gehüllte beschwor seine preußische Tugend: „Wir sind hier auf Dienstreise, und wir bleiben sitzen, so lange der Dienst nicht vorbei ist.“

Was Fußball- und Naturdokufans in dieser knapp einstündigen Spielunterbrechung geboten wurde, gehört zu den bisher unterhaltsamsten Minuten dieser EM. Lustvoll beschrieb Réthy, was über und im Stadion vor sich ging. Sieben Blitze durften die Zuschauer miterleben („Für die Freunde der Statistik“), dazu ratlose Spieler und durch den Regen tanzende Fans. Das normalerweise perfekt inszenierte Event einer EM-Fußballübertragung bot zwar immer noch wunderschöne Bilder, geriet aber dennoch endlich einmal ins Stocken. Wie einst in Madrid, als das erste Tor schon vor dem Spiel fiel und Marcel Reif und Günther Jauch durch den Abend kalauerten, ließ Réthy seiner Improvisationslust freien Lauf.

Über einen wohlbeleibten Ukrainer, der einsam in einem gefluteten Block saß, hieß es: „Der kommt da nicht raus, ziemlich enge Stuhlreihen. Vielleicht kann da mal jemand helfen.“ Ansonsten blieb Réthy friedlich. Und anscheinend hungrig. Er sinnierte über die Canapés, die die Uefa-Entourage nun im VIP-Raum verspeisen würde, und erinnerte sich genüsslich an das gegrillte Fleisch, das er tags zuvor in einem georgischen Lokal verspeist hatte.

Réthy erinnerte an Zeiten, in denen Stadien noch „keine Namen von Banken hatten“. Den Zuschauern stellte er Martin Schneider vor, bei Übertragungen stets sein stiller Tippgeber im Hintergrund. Selbstbewusst plauderte dieser drauf los, um sogleich selbstkritisch festzustellen, künftig in der Spielvorbereitung auch auf den Wetterdienst zu achten. Wenn das dazu dient, künftig noch fachkundiger die Naturphänomene zu kommentieren, bitte sehr.