Im Lokal laufen die Fäden zusammen

PLATTFORM Ein Verein in einem ehemaligen Pfarrhaus in Altona pflegt die Konsumkultur

Wer seiner alten Klamotten überdrüssig ist, der tauscht sie beim „Lokal Swap“

Die alte Stadtvilla mit erbsgrüner Außenfassade an der Max-Brauer-Allee 207 sticht ins Auge. Für ein ehemaliges Pfarrhaus ist sie ziemlich unkonventionell, nicht nur von Außen. Im Inneren pflegt der Verein „Lokal“ die Konsumkultur.

„Wir haben Konsum und Kultur vier Wände gegeben“, sagt Anne Meyer, die das Projekt im Auftrag des Vereins leitet, „allerdings eine etwas andere Art von Konsum.“ Der Verein hat sich die Förderung der Nachhaltigkeit auf seine Fahne geschrieben und setzt sich mit verschiedenen Veranstaltungen für regionale Gemeinsamkeit ein. Zu seinem Programm gehört einmal im Monat der Strickclub. „Eine Freundin von mir hat mit dem Gedanken gespielt, ein Strickcafé zu eröffnen und dann wurde uns die Villa in die Hände gelegt – jetzt machen wir es einfach hier“, sagt Meyer. Meist stricken hier 30 bis 40 Leute mit.

Sowieso haben viele Veranstaltungen im Haus mit Mode, Textil und Design zu tun. Meyer hat Bekleidungstechnik studiert, eine ihrer Mitstreiterinnen, Anna Nimmo, ist Textilwissenschaftlerin. Bei ihnen laufen die Fäden zusammen.

Einmal im Monat bietet der Stammtisch „Strich und Faden“ der Modeszene eine Plattform. Wer nicht selbst entwirft und seiner alten Klamotten überdrüssig ist, der tauscht sie beim „Lokal Swap“ gegen neue Lieblingsstücke. Die beiden Frauen genießen es, ihre Interessen und Kontakte in die Arbeit einfließen zu lassen, haben aber auch allerlei anderes im Angebot: „Abendbrot“, „Tanztee“ und eine Weinverkostung. Dann kommen regionale Spezialitäten auf den Tisch. Was nicht regional ist wurde wenigstens nachhaltig produziert.

Wenn mal keine Veranstaltungen anstehen, werden die Räume vermietet, der Erlös wird in neue Projekte gesteckt. „Es gibt so viel Spannendes, Bereicherndes und Unerwartetes“, schwärmt Anne Meyer. Mal sei sie Veranstaltungsorganisatorin, mal Wedding-Planer, mal Vorgarten-Verantwortliche. „Kein Tag ist wie der andere – das ist das Beste an meinem Beruf.“  ALICE WINKLER