Finnland ist gesund

SKANDINAVIEN Die Lage in Finnland hält Moody’s für stabil. Doch das Land fürchtet sich auch vor einer Kettenwirkung der Eurokrise

STOCKHOLM taz | Finnland erging es bei der aktuellen Einstufung von Moody’s besser als Deutschland. Es behielt sein Aaa-Rating und einen stabilen Ausblick. Wieso ist Finnland so kreditwürdig?

In den 1990er Jahren war es der wirtschaftliche Zusammenbruch des großen Nachbarn im Osten, der Finnland in eine tiefe wirtschaftliche Krise mit Massenarbeitslosigkeit von 25 Prozent gestürzt hatte. Nun profitiert Finnland von seiner engen Zusammenarbeit mit dem Nachbarn Russland: Sie sorgt für einen regen Handel, aber auch für kaufkräftige BesucherInnen aus Russland in Helsinki.

Die Exportindustrie steht für knapp die Hälfte des finnischen Bruttosozialprodukts. Doch die meisten finnischen Exporte gehen neben Russland nach Schweden, das nicht im Euro und kaum von der Krise betroffen ist.

Laut Moody’s spricht auch für Finnland, dass der Bankensektor gesund und vorwiegend im Inlandsmarkt tätig sei. Für die Beteiligung an Euro-Rettungspaketen für Griechenland und Spanien hat Finnland „Sicherheiten“ ausgehandelt. Falls diese Länder zahlungsunfähig würden, wären die finnischen Verluste zumindest gemindert.

Auch die inländische Konsumnachfrage wurde in Finnland am Laufen gehalten. Denn bei den Lohnerhöhungen wurde nicht geknausert.

Zu Beginn dieses Jahres verzeichnete Finnland gar das kräftigste Wachstum aller Euroländer. „Stärker als erwartet“ sei die finnische Wirtschaft, konstatierte Nordea, die größte Bank des Landes, vor einem Monat in ihrem Konjunkturbericht. Die Arbeitslosenrate liegt mit 7,9 Prozent niedriger als vor einem Jahr und auch die öffentlichen Haushalte sind gesund: Die Quote der Gesamtverschuldung in Finnland hält sich mit 50 Prozent locker unter der Maastricht-Grenze. Finnland hat deshalb in diesem Budgetjahr mit –0,5 Prozent die niedrigste Defizitquote aller Euroländer.

Die sich verschärfende Eurokrise könnte das aber auch in Finnland bald ändern. Immerhin ein Drittel des Exports geht in die Eurozone und hier vor allem nach Deutschland. Dieser Teil des Exportmarkts könne möglicherweise schrumpfen, meint die Nordea-Bank. Da Inflation und Steuern steigen, könnte bald auch die Konsumnachfrage im Land erlahmen.

REINHARD WOLFF