WOCHENÜBERSICHT: BÜHNE
: Esther Slevogt betrachtet das Treiben auf Berlins Bühnen

Die seligen Tage, als Weihnachtsphobikern die Volksbühne noch sichere Zuflucht vor dem allgegenwärtigen Besinnlichkeitsterror bot, sind lange vorbei. Keine Vorstellung, nirgends, lautet der Befund beim Streifzug durch die Spielpläne am Heiligen Abend. Doch wohin entkommt man vor Lichterglanz und Weihnachtsgans? Es gibt sie noch, die letzten entemotionalisierten Zonen, wo einen nicht die Jahresendzeitstimmung in den Würgegriff nimmt. Das BKA-Theater zum Beispiel, wo das Duo Schneewittchen seine Show „Schwarze Weihnacht“ zeigt. Schneewittchen, das sind Marianne Iser, eine Art Barbie des Gothic, und ihr musikalischer Gespiele Thomas Duda: Versprochen werden rabenschwarze deutsche Texte und Musik, die unter die Haut kriecht.

Am Donnerstag steht dann zwischen den Jahren in Berlin noch mal eine echte Premiere auf dem Programm, und zwar im Grips-Theater, wo die Staatspoperette die Uraufführung ihrer musikalischen James-Bond-Parodie „Änsegent 007 jagt Dr. Krø“ von Eva Blum und Matthias Witting präsentiert.

Ein wichtiger Weihnachtsstoff ist Wilhelm Hauffs Märchen „Das kalte Herz“ vom Peter, der seine Fähigkeit zu fühlen gegen Reichtum eintauscht und erst dann begreift, was Armut ist. Der Berliner Sänger und Schriftsteller André Herzberg, der als Sänger der Gruppe Pankow längst Rocklegende ist, hat die Geschichte zusammen mit der Puppentheaterformation Kasoka nun als Musical mit Marionetten adaptiert: Von Mittwoch bis Freitag ist es in der Volksbühne zu sehen.

Und wo könnte man in diese Tagen besser aufgehoben sein als in einem Theater, dass nach der Speise für die himmlischen Heerscharen benannt ist, dem Engelbrot. Dort spielt man das antike Lustspiel „Praxagora“, sehr frei nach Aristophanes.

„Schwarze Weihnacht“: Heiligabend, 22.00 Uhr, BKA-Theater; „Änsegent 007 jagt Dr. Krø“: ab Do., Grips-Theater „Das Kalte Herz“: Mi.–Do., Volksbühne; „Praxagora – Frauen an die Macht“: Premiere am 29. 12., Engelbrot