Wie hört man heute die im Osten sozialisierte Musik?

Die Wende und die Musik: Zu den Wendegewinnern darf man dabei wohl die in der DDR sozialisierte Rockmusik zählen. Zwar fiel die zuerst in ein Aufmerksamkeitsloch, aus dem sie aber schnell wieder heraus fand. Seither befindet sie sich in einem wohl auch sentimental befeuerten Stimmungshoch. Ein Wendeverlierer dagegen der DDR-Jazz, in dem sich einst die Freigeistigkeit und Förderung von offizieller Seite aus zueinanderfanden. Jetzt pflegt er die Randexistenz, in der der Jazz nun mal beheimatet ist. Und wie es um die in der DDR aufgewachsene Neue Musik beschaffen ist, soll in einer Konzertreihe des Ensemble Unitedberlin sondiert werden. Dafür wurden vier Komponisten ausgewählt, die, geboren Mitte der Fünfziger, ihre Sozialisierung in der DDR erfahren haben. Die Frage nun wäre, ob sich in deren Schaffen die Wende als Zäsur bemerkbar macht und ob man ihre Musik heute überhaupt anders hört. Protagonist des ersten Konzerts der Reihe „Vom Gehorsam. Von der Verweigerung“ am heutigen Dienstag im Konzerthaus ist Lutz Glandien, der 1954 direkt an der innerdeutschen Demarkationslinie in Oebisfelde geboren wurde. Neben Kompositionen von Glandien gibt es zur Ortung auch Werke von Schönberg und Eisler dazu. TM

■ „Vom Gehorsam. Von der Verweigerung“. Lutz Glandien: Konzerthaus am Gendarmenmarkt. Dienstag, 22. September, 20 Uhr. 15 €