Ein bulgarischer Bilderstreit

Auch Kunstgeschichtler machen einen gefährlichen Job. Was die Kunsthistorikerin Martina Baleva erfahren musste, als sie im Rahmen einer wissenschaftlichen Arbeit ein Gemälde untersuchte, das so eine Art visuelles Rückgrat für den Patriotismus in Bulgarien darstellt. Mit „Das Massaker von Batak“ mit seinen dahingemetzelten weiblichen Opfern vor der Kulisse brandschatzender Muselmanen, 1892 von Antoni Piotrowski gemalt, wird in der bulgarischen Geschichtsschreibung ein heroischer Kampf des Christentums gegen den Islam beschworen. Den es aber so, wie in dem Bild ausgemalt wurde, gar nicht gab. Nach der Veröffentlichung der Ergebnisse ihrer Forschungen wurde Marina Baleva angefeindet, sie erhielt Morddrohungen und musste das Land verlassen. Der Katalog, der zu dem Batak-Thema entstand, wurde in Bulgarien öffentlich verbrannt. Am heutigen Montag diskutiert Martina Baleva mit der Schriftstellerin Sibyle Lewitscharoff den „bulgarischen Bilderstreit“ im Literaturhaus Berlin, anlässlich des 77. Jahrestags der Bücherverbrennung durch die Nazis. Der Eintritt ist frei. TM

■ „Der bulgarische Bilderstreit“: Literaturhaus Berlin, Fasanenstraße 23 Montag, 10. Mai, 19 Uhr. Eintritt frei