Alles in Bewegung, wobei Ira Atari & Rampue den Hintern und Kat Frankie halt lieber die Gefühle zum Tanzen bringen wollen

Man könnte jetzt von Produzenten erzählen, von Städten und sogar von Studios. Man könnte also jede Menge Namen fallen lassen. Das würde zwar schwer was her machen, aber wohl niemanden schlauer. Also machen wir es anders, nämlich mal ohne Referenzen. So gut es geht.

Dann fällt zuerst einmal auf bei „Just Fu**in Dance It!“, dass es Ira Atari & Rampue mit dem Titel ihres Debütalbums ziemlich ernst meinen. Jeder einzelne Track hüpft so quietschvergnügt, als sei das Tanzen doch tatsächlich eben vorhin erfunden worden, und weil es noch so frisch und neu und großartig ist, sollte sich das auch niemand entgehen lassen. DJ Rampue, eigentlich Daniel Krajnyak, lässt die Sequenzer knallen, die Bassdrum donnern und die Keyboardflächen in die Höhe steigen, bis sie kurz unterm Hallendach eine kurze Pause machen dürfen. Rewind, und dann geht’s einfach von vorne los. Dazu singt Ira Atari, die im Jahr 1977 mit dem schnöden Namen Ira Anika Göbel geboren wurde, wie eine hysterisch durchdrehende Zwölfjährige. Gut, manchmal auch wie eine Vierzehnjährige. Ziemlich hoch jedenfalls, ziemlich kieksig.

Das Ergebnis klingt so, als wollten die beiden demnächst ganz dringend Lady Gaga oder (wir wollten ja das mit den Referenzen eigentlich lassen) all den anderen Popsternchen Konkurrenz machen. Man könnte auch sagen: Ira Atari & Rampue machen Partymusik, wie sie in der Partymetropole Berlin sonst garantiert nicht gemacht wird. Hier wird kein Berliner Brett geschreinert, kein Minimal Techno konstruiert und auch keine Electronica designt. Hier wird lupenreiner Dance-Pop hinaus geschickt in die weite Welt, weil die doch gerade nichts anderes vor hat, als sich erobern zu lassen.

Auch Kat Frankie führt den Tanz im Schilde. Könnte man jedenfalls vermuten, angesichts des Titels ihres neuen Albums „The Dance Of A Stranger Heart“. Aber wer die Singer/Songwriterin kennt, der kann sich schon denken, dass das mit dem Tanzen hier nicht so simpel gemeint ist. Sondern dass es der seit 2004 in Berlin lebenden Australierin eher darum geht, die Gefühle zum Tanzen zu bringen, die Melancholie in Bewegung zu setzen, der Schwermut ein wenig Leichtigkeit zu verschaffen.

Obwohl: Passenderweise ist ausgerechnet das Stück mit dem aufbauenden Titel „Love Me“ ein nicht allzu schneller, aber doch unverkennbarer Walzer. Ansonsten aber spult Frankie das von ihr bekannte Programm ab: Exemplarisch in dem gleich darauf folgenden, ebenfalls mit einem aufbauenden Titel versehene „Death Of Me“. Hier singt sie zur einsamen akustischen Gitarre sehr eindrücklich, sehr verloren von Einsamkeit und Verzweiflung. In anderen Songs wird die Gitarre mal elektrisch verstärkt, und manchmal wird sie von einem Fagott unterstützt. Mitunter hellt sich die Stimmung sogar so auf, als würde der Song von einem Lagerfeuer beschienen. Grundsätzlich aber ist die Atmosphäre doch eher melancholisch und so ganz anders als bei Ira Atari. Da darf man sich schon fragen, was diese Stadt so hat, dass in ihr so vollkommen verschiedene Ideen von Musik entstehen können. THOMAS WINKLER

■ Ira Atari & Rampue: „Just Fu**in Dance It!“ (Audiolith/Broken Silence)

■ Kat Frankie: „The Dance Of A Stranger Heart“ (Zellephan/Broken Silence)