Von der Seele sprechen

Aus einem Kantinengespräch bei einer Berliner Tageszeitung zu Beginn der Woche: „Am Freitag ist ja De La Soul.“ – „Was ist das?“ Wenn Sie sich bei dieser franko-anglofonen Sprachschöpfung ebenfalls fragen sollten, was es damit wohl auf sich haben mag, sind Sie entweder sehr jung, sehr alt – oder waren einfach noch nie so richtig für HipHop zu begeistern. Dabei ist es schon ein wenig ironisch, dass das New Yorker HipHop-Trio De La Soul sein vor 20 Jahren erschienenes zweites Album „De La Soul Is Dead“ nannte. Denn zusammen mit ihrem Debüt „3 Feet High & Rising“ von 1989 sollte dies ihr größer Hit werden. Auch wenn bis 2004 noch fünf weitere Alben folgen sollten: So richtig zünden wollte ihr Rap später aber nicht mehr. In Erinnerung bleiben werden aber vor allem ihre frühen Beiträge zum Flower-Power-HipHop, mit dem sie das Genre stilistisch so stark erweiterten – dank Samples aus Jazz, Country und Sixties-Pop –, dass sie die Entwicklung des Rap in eine völlig neue Richtung schoben. Dazu überraschten sie mit Texten, in denen sie ihrem verschrobenen Humor freie Bahn ließen, unter Kollegen damals keine Selbstverständlichkeit. Ein reines „Best of“-Konzert muss man heute im Astra allerdings nicht fürchten, denn für 2012 ist tatsächlich ein neues Studioalbum angekündigt. Wer sich einige Stunden vorher um 18 Uhr bei der Trauer- und Gedenklesung für Christa Wolf in der Alten Pfarrkirche Pankow eingefunden haben sollte, zu der Autoren wie Annett Gröschner oder Christoph Hein erwartet werden, mag anschließend vielleicht nicht mehr in der Stimmung für eine HipHop-Party sein, allen anderen sei ein Besuch wärmstens empfohlen. TCB

■ De La Soul: Astra, Revaler Straße 99. Heute, 21 Uhr. 30 Euro