Mini Pops Junior mit den instrumentalen Mitteln des Jazz

Einerseits denkt man: So schön altmodisch war Jazz lange nicht. Andererseits: So modern klang Jazz auch schon lange nicht mehr. Denn was Mini Pops Junior auf „The Lost Weekend“ anstellen, ist mehr als nur noch ein Versuch, Elektronik mit ein paar Samples knisternder Blue-Note-Aufnahmen aufzuhübschen. Eher umgekehrt: Jan Hupe und Tobias Vethake stellen in sechs ausufernden Improvisationen ein eigentlich auf digitalen Sounds basierendes Ambient-Klangbild mit den instrumentalen Mitteln des Jazz nach. Vorzugsweise mit Melodica, Schlagzeug, Gitarre und Cello. Nur selten setzt Vethake, der sonst als Sicker Man veröffentlicht, analoge Effekte ein, noch seltener jene Drummachine, die seit zehn Jahren als musikalische Brücke des Duos dient. Stattdessen füllen Mini Pops Junior die großen Hallräume mit knuspernden Lauten, harschen Tönen und sanften Tupfern ihrer Instrumente, als würden sie den Pointilismus in Musik umsetzen wollen. Diese wundervolle Atmosphäre verzieren sie mit wenigen, berückenden Melodielinien. Aber erst wenn Hupes Saxophon einsetzt und sich dann doch ausführlicher in den eigenen Ideen zu verlieren droht, gelangt der schöne altmodische Jazz wieder ganz zu sich. TO

■ Mini Pops Junior: „The Lost Weekend“ (Blank/Broken Silence), Record-Release-Konzert am 17. 3. im West Germany