Bräute und Papier

Ein König ist auf Brautschau. Das klingt erst mal nicht unbedingt nach dem innovativsten Stoff für ein Märchenstück. Aber dieser König ist kein verzogener, selbstgefälliger Typ, sondern ein Kind der Natur. Nachdem ihn machtgierige Hofschranzen im Wald ausgesetzt haben, wurde er von Tieren großgezogen, sowie Mowgli aus dem Dschungelbuch. Urheber des Stücks „König Hirsch“ ist der venezianische Dichter Carlo Gozzi, der im 18. Jahrhundert Komödien über Menschen schrieb, die immer wieder den Zwängen, in denen sie stecken, entkommen können, und damit mitunter Inspirationsquelle für Georg Büchner war. Der bulgarische Regisseur Stefan Moskov hat Büchner in seine freie Inszenierung der Komödie am Hexenkessel Hoftheater gleich mit eingearbeitet und spickt die Story auch ansonsten mit ulkigen Gags und einem beispiellosen Bühnenbild. Kostüme, Requisiten sowie die gesamte Szenerie bestehen aus Papierwänden, die bemalt, zerrissen oder verstellt werden können. Das Wetter wird heute im Open-Air-Theater mitspielen, denn Regen und Papier sind bekanntlich nicht die besten Freunde. „König Hirsch“ läuft noch bis zum 6. September.

■ „König Hirsch“: Hexenkessel Hoftheater, Monbijoustraße 2. Dienstag 19.30 Uhr. 12 Euro